Benjamin Ehlers und Katrin Vernau © RBB/Oliver Ziebe Benjamin Ehlers mit der damaligen Interims-Intendantin Katrin Vernau
Benjamin Ehlers ist nicht mehr Vorsitzender des RBB-Verwaltungsrats, das hat die Gremiengeschäftsstelle des Senders gegenüber mehreren Medien bestätigt. Ehlers informierte demnach seine Kolleginnen und Kollegen im Kontrollgremium sowie RBB-Intendantin Ulrike Demmer in einem Schreiben über den Schritt. Er bleibt aber auch weiterhin reguläres Mitglied des Aufsichtsgremiums. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Ehlers gibt es noch nicht, am heutigen Mittwoch soll das Gremium allerdings tagen - dann wird es wohl auch um die Aufarbeitung des Ehlers-Rückzugs gehen. 

Grund für den Rücktritt Ehlers als Vorsitzender ist ein Zerwürfnis mit der stellvertretenden Verwaltungsratschefin Dagmar Tille. Ehlers spricht in seinem Schreiben, aus dem "Bild" zitiert, von einem "eklatanten Vertrauensbruch". Hintergrund ist demnach die Personalie Juliane Schütt: Die Verwaltungsrätin steht unter Druck, weil ihr Ehemann als freier Mitarbeiter für einen RBB-Radiosender arbeitet und sie selbst in ihrer Funktion auch über die Interessen von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitentscheidet (DWDL.de berichtete). 

Ehlers wollte demnach, dass Schütt zurücktritt. Über eine in dem Fall entscheidende Sondersitzung des Gremiums sei er nach eigenen Angaben aber nicht informiert worden. Tille habe laut Ehlers "alles getan, um eine Teilnahme von mir zu verhindern". Tille habe nach Angaben von Ehlers befürchtet, "dass meine Meinung zu einem freiwilligen Rückzug von Frau Schütt Auswirkungen auf die Meinungsbildung im Verwaltungsrat haben könne".

Im April 2023 hatte sich der neue RBB-Verwaltungsrat konstituiert, Ärger gab es dann allerdings ziemlich schnell - nämlich im Zuge der Wahl der neuen Intendantin. Hier stand auch Ehlers massiv in der Kritik. Die Personalvertreterinnen in der sogenannten Findungskommission kritisierten den Verwaltungsratschef unter anderem dafür, dass er im Bewerbungsverfahren eigenmächtig und unerwartet eine Gehaltsobergrenze für den Posten eingeführt hatte. Im Zuge dessen gab es dann Ärger um Radio-Bremen-Manager Jan Weyrauch, der von den Personalvertreterinnen für das Amt des Intendanten favorisiert wurde. 

Nur wenige Stunden vor dem Beginn der entscheidenden Sitzung im Juni 2023 forderten die Personalvertreterinnen des RBB schließlich einen Abbruch der Wahl und einen Neustart des gesamten Verfahrens. Damit konnten sie sich letztlich nicht durchsetzen und nach einem langen Tag wurde Ulrike Demmer schließlich zur Intendantin gewählt. Die Personalvertreterinnen machten Benjamin Ehlers aber noch einmal schwere Vorwürfe. Dieser knüpfe "nahtlos an die unrühmliche Tradition" seines Vorgängers Wolf-Dieter Wolf an, so die Kritik.