Vier Monate ist es her, dass die DFL die Auktion der Medienrechte ab der Bundesliga-Saison 2025/26 stoppen musste - und sich nun in einem Schlichtungsverfahren mit DAZN befindet. Für Ende September, hieß es zuletzt, sei nun eine Entscheidung der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) zu erwarten. Ein Zeitrahmen, den DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel bei einer Pressekonferenz am Rande des DFL-Supercups nicht explizit bestätigen will. Widerspruch gibt es allerdings auch nicht. 

Der eskalierte Kampf um die Bundesliga-Übertragungsrechte zwischen Sky, DAZN und der DFL - er wird auch international aufmerksam verfolgt und das nicht nur weil beide Medienhäuser nicht zuletzt in Großbritannien aktiv sind bzw. ihren Hauptsitz dort haben. Mit Blick auf andere Märkte in Europa, in denen zuletzt TV-Rechte für die obersten Fußball-Ligen vergeben wurden, steht auch eine zweite Frage im Raum: Kann die DFL gegen den Trend ihre Erlöse steigern - oder zumindest halten? Es sind diese beiden Fragestellungen, die die angereisten internationalen Journalisten besonders beschäftigt. Die DFL hatte im Vorfeld des Super Cup zum Media Day eingeladen.

Steffen Merkel © imago / Steinbrenner
DFL-Geschäftsführer Merkel zeichnet bei der Pressekonferenz in Leverkusen wenig überraschend ein Bild der Stärke: Mehr Tore pro Spiel als in allen anderen Top-Ligen, mehr Zuschauer in der 2. Bundesliga als die oberste Spielklasse in Italien oder Frankreich. Und ein enormen Zuschauerinteresse bei den TV-Partnern in der vergangenen Saison. Einige der belegbaren Argumente, die er anführt um auch international für die Attraktivität der Bundesliga zu trommeln. „Und in Anbetracht dieser Beobachtung würde ich sagen, dass es auch nicht, sagen wir mal, völlig überraschend ist, dass wir wirklich überzeugende und ehrgeizige Angebote für die ersten Rechtepakete erhalten haben“, so Merkel. 

„War es das Ziel und die Hoffnung aller, jetzt vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Nein, sicher nicht“, räumt der DFL-Geschäftsführer ein. „Aber ich würde es umdrehen: Ist es auch ein Zeichen für die ungebrochene Popularität, dass Medienpartner und Sender schwer darum kämpfen, den Zuschlag für das Paket zu bekommen, ja sogar vor ein Schiedsgericht zu ziehen? Ich würde sagen, man kann so argumentieren.“ Und doch drängt die Zeit. Für die Vereine, für den Sport, geht es um die wichtigste Einnahmequelle. Für die Fans wiederum um die Frage wo man künftig sein Geld ausgeben müsste. 

 

"Wir sind in einer guten Position, für die Vereine ein zufriedenstellendes Ausschreibungsergebnis zu bekommen"

 

Wann also rechnet die DFL mit einer Fortsetzung des Verfahrens? Merkel in Leverkusen: „Zunächst einmal, was den zeitlichen Rahmen angeht, bitte ich um Verständnis, dass ich dazu heute nicht allzu viel Konkretes sagen kann, weil es natürlich, wie Sie sich vorstellen können, um das Ausschreibungsverfahren, um das Schiedsverfahren und um besondere Vertraulichkeitsregeln geht, die die DFL immer respektiert hat“, beginnt Merkel. „Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich eine Lösung finden werden, und zwar in einem Zeitrahmen, der für die Vereine akzeptabel ist; der den Vereinen keinen Ärger und keine Probleme bereitet, weil die Rechte natürlich erst ab Sommer 2025 greifen werden, aber es gibt ein Lizenzierungsverfahren und die Debatte über die Verteilung der Gelder.“

Ob es nicht, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Erfahrungen, eher mittelfristig eine denkbare Perspektive für die DFL sei, die Medienrechte einfach selbst zu verwerten? Merkel wiegelt in Reaktion auf die Frage ab: „Wir befinden uns gerade in einem Schiedsverfahren, wollen danach wieder eine Auktion durchführen, in der wir ein Ergebnis optimieren wollen, das immer noch 80 Prozent unserer Einnahmen ausmacht. Das wäre nicht der richtige Zeitpunkt um über irgendetwas in vier oder fünf Rechte-Zyklen nachzudenken. Wir haben zwei wirklich gute Angebote für das erste Rechtepaket gesehen. Jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was wir tatsächlich tun können, vor allem auf die Schlichtungsverfahren. Und dann würde ich sagen, dass wir nach dem ersten Paket - nach dem, was wir bisher gesehen haben - in einer guten Position sind, dass wir ein für die Vereine ein zufriedenstellendes Ausschreibungsergebnis haben werden.“

Knifflig bleibt die Situation, weil die DFL - egal wie das Schiedsgericht entscheiden wird - für ein solches "zufriedenstellendes Ausschreibungsergebnis" letztlich weiterhin auf DAZN angewiesen bleibt bei möglichen anderen Paketen. Es gibt weiterhin nicht allzu viele (öffentlich bekannte) Interessenten für die kostspieligen Bundesliga-Pakete. Ob denn auch - wie von den anderen Medienpartnern auch - jemand von DAZN eingeladen sei zum Super Cup in Leverkusen, will ein Journalist wissen. Merkel schmunzelt und bejaht. Ohnehin: Für den spanischen Markt hatten sich DFL und DAZN gerade vergangene Woche erst auf einen Deal ab der Saison 2025/26 geeignet.

Müsste aber angesichts der selbst von DFL-Chef Merkel bei der PK noch einmal herausgestellten Abhängigkeit von der nationalen Rechte-Vergabe nicht die Diversifizierung der Einnahmen oberste Priorität für die DFL haben? „Ich würde sagen, dass die Diversifizierung der Einnahmequellen absolut entscheidend ist, wenn 80 Prozent der Einnahmen aus einer einzigen Quelle stammen“, so DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel. Vor den hauptsächlich internationalen Journalisten in Leverkusen sieht er insbesondere Wachstumschancen in internationalen Märkten. Und: „Auch bei den Sponsoring- und Lizenzrechten, bei der wir in der Vergangenheit eher konservativ waren, gibt es noch Potenzial, um als Liga mehr zu tun."