Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass sich EU-Abgeordnete von SPD, CDU, CSU, Grüne und FDP bei ARD und ZDF über die Einladungspraxis bei den TV-Talkshows beschwert haben. Sie monierten, dass zu wenige EU-Parlamentarier in den Sendungen sitzen würden und rechneten vor, dass in der Woche nach der EU-Wahl von 43 Gästen nur einer war, der auch zur Wahl stand (DWDL.de berichtete).
Unterstützung erhalten die Politikerinnen und Politiker nun vom ARD-Programmbeirat. "Der ARD-Programmbeirat teilt Ihre Einschätzung, dass die Präsenz von Europapolitikern in den Talk-Formaten deutlich unterrepräsentiert ist", heißt es von dem Gremium in einer Antwort an die EU-Abgeordneten, aus der die "Süddeutsche Zeitung" zitiert. Man werde die Kritik zum Anlass nehmen, "bei den Programmverantwortlichen anzuregen, künftig die Beteiligung von Europapolitikern in den Talk-Formaten der ARD zu stärken", so der Programmbeirat, der ein machtloses Gremium innerhalb der ARD ist. Er gibt Anregungen und Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Programms ab und berät außerdem die ARD-Programmdirektorin.
Genau die hat aber offenkundig eine andere Meinung als der Programmbeirat. Auch Christine Strobl hat den EU-Abgeordneten geantwortet, ihre Kernaussagen liegen DWDL.de vor. In ihrem Schreiben sagt Strobl, dass man umfassend über die Europawahl berichtet habe und auch alle deutschen Spitzenkandidaten in der Wahlarena zu Gast waren. Einige Kandidaten seien auch im Vorfeld in den verschiedenen Talkshows zu Gast gewesen. Strobl: "Dass in der Woche nach der Wahl die Reaktionen in der Bundespolitik im Mittelpunkt stehen, ist nur konsequent. Eine Betrachtung der Gästezusammensetzung, die sich ausschließlich auf die Woche nach der Wahl konzentriert, ist nicht repräsentativ."
Außerdem verweist die ARD-Programmdirektorin in ihrem Schreiben auf eine ganze Reihe weiterer anderer Sendungen, in denen es um EU- bzw. europäische Themen gegangen sei und gehe. Strobl nennt etwa das "Europamagazin" oder die Doku "Europa, die Wahl und wir", die man Anfang Juni zur besten Sendezeit ausgestrahlt hat. "Zudem gab es in der ARD Mediathek vor dem 9. Juni knapp zwei Wochen lang ein sehr überzeugendes Angebot gerade auch für jüngere Zielgruppen, die sich vor der Wahl informieren wollten, das sehr gut genutzt wurde", sagt Strobl.
Eine ähnliche Reaktion kam auch bereits vom ZDF. Von dort hieß es, man berichte "regelmäßig und ausführlich" über europäische Themen. "Dies lässt sich nicht alleine an der Präsenz von Europapolitikerinnen und Europapolitikern in Talkshows ablesen." Die ZDF-Sprecherin verwies außerdem auf die tägliche Sendung "heute - in Europa". Als einziger Sender produziere man seit 25 Jahren ein Format, das Europa in den Mittelpunkt stelle. Dass man Abgeordnete systematisch nicht in Talkshows einlade, treffe nicht zu, hieß es außerdem vom Sender gegenüber DWDL.de. So habe man mehrmals Ursula von der Leyen angefragt, unter anderem für die Sendung "Was nun?" - diese Einladung habe sie bislang aber nicht angenommen.