Mangelnde Lust aufs Ausprobieren müssen sich die Verantwortlichen von RTLzwei definitiv nicht vorwerfen lassen. Der Privatsender, der sich in den vergangenen Jahren im Bereich der Eigenproduktionen vorwiegend auf Dokusoaps und Realitys verlassen hat, versuchte zuletzt auch bei klassischen Studio-Shows wieder von sich reden zu machen. Das war auch deshalb bemerkenswert, weil RTLzwei seinen Fokus auf einstündige Formate legte und dadurch einen anderen Weg einschlug als andere Sender, die sich mit XXL-Shows seit Jahren gegenseitig zu überbieten versuchen.

Auch beim "Glücksrad" setzte Entertainment-Programmdirektor Malte Kruber, ähnlich wie die Kollegen aus Großbritannien, wo "Wheel of Fortune" zu Jahresbeginn ein Comeback mit Graham Nortan feierte, zuletzt auf ein 60-Minuten-Format. Die Quotenbilanz fiel dennoch ernüchternd aus: Sonya Kraus und Guido Cantz, der Thomas Hermanns nach nur einer Staffel als Moderator ablöste, konnten das Publikum mit den vier ausgestrahlten Folgen nur bedingt begeistern. Mit Marktanteilen von teils weniger als zwei Prozent in der Zielgruppe tat sich das "Glücksrad" extrem schwer - möglicherweise auch deshalb, weil die überraschende Stärke der parallelen Show-Konkurrenz in Sat.1 einige Zuschauer kostete. Dabei hatten Sender und Produktionsfirma das Tempo im Vergleich zur Hermanns-Staffel spürbar erhöht.

Doch vor dem Hintergrund der schwachen Quoten überrascht es nicht, dass sich RTLzwei zu einer Entscheidung bezüglich der Fortsetzung des TV-Klassikers bisher noch nicht hat durchringen können. Von DWDL.de auf die Zukunft der Show angesprochen, hält sich der Sender bedeckt und verweist darauf, dass vier weitere Folgen bereits produziert wurden, deren Ausstrahlung noch bevorsteht. Erst danach soll über die Zukunft  des "Glücksrads" entschieden werden. 

Drei Comedyshows gehen weiter

Weiter ist RTLzwei hinsichtlich dreier Comedy-Formate, die zuletzt ebenfalls am Donnerstagabend ausgestrahlt wurden. "Die Zuschauer können sich in der kommenden Saison über neue Folgen von 'Genial daneben', 'Genial witzig' und 'Nightwash' freuen", erklärte ein RTLzwei-Sprecher gegenüber DWDL.de. "Darüber hinaus planen wir mit weiteren Formaten. Welche das sind und wann wir sie ausstrahlen, geben wir baldmöglichst bekannt."

Genial daneben © RTLzwei/Julia Feldhagen "Genial daneben"
Nicht erwähnt wurden hingegen die beiden Pocher-Shows "Dinge gibt's" und "Ein Haus voller Geld", die RTLzwei ebenfalls in der zurückliegenden Saison testete. Einige Fragezeichen bleiben also - doch im Comedy-Bereich sehen die Verantwortlichen um Malte Kruber offensichtlich Potenzial, wie die Fortsetzungen von "Genial daneben", "Genial witzig" und "Nightwash" zeigen. Dabei hatte "Genial daneben" im Frühjahr zunächst nicht an die Erfolge aus dem vergangenen Jahr anknüpfen können. Die Impro-Rateshow mit Hugo Egon Balder bewegte sich mit Marktanteilen von weniger als vier Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen häufig unter dem Senderschnitt, schaffte in der Spitze aber immerhin bis zu 5,7 Prozent. Der Witze-Ableger "Genial witzig" performte zudem im Windschatten von "Genial daneben" immerhin teilweise solide.

Gut möglich also, dass sich RTLzwei vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen in der neuen Saison noch einmal an einer klareren Strukturierung versuchen wird. "Nightwash" etwa wirkte im Anschluss an das "Glücksrad" ziemlich verloren, konnte daher am späten Abend dann auch nur mäßige Quoten erzielen. Die Marktanteile in der Zielgruppe schwankten zwischen desolaten 1,7 und sehr ordentlichen 4,4 Prozent - was gleichwohl für die Beauftragung einer weiteren Staffel reichte. 

Offen bleibt unterdessen auch noch die Frage, auf welchem Sendeplatz RTLzwei seine Show-Formate künftig ausstrahlen wird. Durch das Erstarken von Sat.1 im Zuge des "1% Quiz"-Erfolgs hatte RTLzwei am Donnerstagabend jüngst oft das eindeutige Nachsehen. Auf Nachfrage, ob es beim Donnerstag bleiben wird, hüllte sich der Sender zunächst in Schweigen. Man darf also gespannt sein, welche Lehren RTLzwei aus den Erfahrungen seiner Show-Offensive ziehen wird.