Irgendwann wurde es selbst Bernd Schmelzer zu viel. Der erfahrene Fußball-Reporter, der auserwählt wurde, um im Olympia-Livestream die Begegnung der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft gegen die USA zu kommentieren, hatte erkennbar genug von der Regie. "Ein Spiel, in dem Sie mindestens so viele Fans wie Fußball gesehen haben", fasste er gegen Ende genervt zusammen.

Tatsächlich war die Bildführung der Partie stellenweise unerträglich. Obwohl das Stadion in Marseille, in dem das Spiel stattfand, nur zum Teil gefüllt war und die Oberränge komplett leer blieben, sollten die Fernsehkameras dem TV-Publikum offenbar einen gegenteiligen Eindruck vermitteln. Wann immer es der Regie möglich war, wurden Fans eingeblendet, die lautstark in die Kamera jubelten - ganz so, als steige gerade eine riesige Fußball-Party.

Bei aller Fan-Begeisterung verpasste es die olympische TV-Regie allerdings, die entscheidenden Szenen der Partie noch einmal zu wiederholen, um Klarheit in manche Situationen zu bringen - was etwa der deutschen Nationalspielerin Alexandra Popp passierte, bevor sie in der 77. Minuten ausgewechselt wurde. Verständlich, dass sich nicht nur bei Kommentator Bernd Schmelzer, sondern auch in den sozialen Netzwerken die Verärgerung zunahm.

Das ZDF, das das Spiel am Sonntagabend, kommentiert von Claudia Neumann, in seinem Hauptprogramm übertrug, äußerte sich auf DWDL.de-Nachfrage zurückhaltend angesichts der Kritik. "Das Weltbild erstellt der Hostbroadcaster OBS (Olympic Broadcasting Services). Der Hostbroadcaster erhält von den Sendern Feedback zu den einzelnen Signalen, die erstellt werden", erklärte der öffentlich-rechtliche Sender.

Deutlicher wurde ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. "Aus unserer Sicht war die Kritik an der Regie beim gestrigen Fußball-Spiel der Frauen durchaus berechtigt", erklärte er gegenüber DWDL.de. "Aus diesem Grund werden wir dies natürlich bei den Verantwortlichen thematisieren und hoffen, dass unsere Anmerkungen Berücksichtigung finden." Ob die Kritik bei den Olympia-Verantwortlichen ankommt, wird sich spätestens am Mittwoch zeigen. Dann nämlich steht das letzte Gruppenspiel der deutschen Fußball-Frauen auf dem Spielplan.