Zunächst mal die gute Nachricht: Offenbar nähert sich die Dauerbaustelle des WDR, die Sanierung des sogenannten „Filmhauses“ in der Kölner Innenstadt – ganz langsam ihrem Ende. Ursprünglich sollte das Haus schon seit 2020 in Betrieb sein, inzwischen ist der Fertigstellungstermin für Sommer 2025 anvisiert, eine Inbetriebnahme für Ende kommenden Jahres. Doch inzwischen ist man zumindest so weit, dass man sich nun um die Möblierung der Räumlichkeiten Gedanken macht. Dafür hat der WDR inzwischen Ausschreibungsunterlagen veröffentlicht – die nun für einigen Wirbel sorgen.

So beschreibt der WDR darin auf über 60 Seiten detailliert, welche Möbel man anschaffen möchte und nennt dafür Beispiel-Möbel. Schon am Wochenende hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sich die Unterlagen mal genauer angesehen – und ist dabei auf etliche Designer-Stücke gestoßen. Dazu gehören etwa ein Lounge-Sessel von Fredericia, für den ein Listenpreis von 4.499 Euro fällig wird. Ein ziemlich ordentlicher Preis, vor allem, wenn man bedenkt, dass gleich 36 Stück angeschafft werden sollen. Auch Lounge-Sessel von Vitra für knapp 3.000 Euro oder auch Holzhocker für etwas über 400 Euro pro Stück finden sich in den Ausschreibungen.

Längst sind auch Boulevard-Medien auf die Berichterstattung aufgesprungen und spitzen die Schlagzeilen natürlich zu. „Bild“ etwa rechnet genüsslich vor, wie viele Haushalte ein Jahr lang Rundfunkbeitrag bezahlen müssen, um etwa die angesprochenen 36 Lounge-Sessel zu finanzieren. Der WDR, der wegen der Kostensteigerung von ursprünglich 130 Millionen auf 240 Millionen Euro für sein Filmhaus ohnehin in der Kritik steht, hat nun also alle Hände voll damit zu tun, sich zu verteidigen.

Es sei generell üblich, bei der Ausstattung solch großer Gebäude „Möbelstücke bekannter Hersteller als Referenz anzugeben, um bei allen Anbietern ein vergleichbares Verständnis zu Anforderungen, Beschaffenheit und Qualität herzustellen“, heißt es in einem Statement des WDR. Dies bedeute aber nicht zwangsläufig, dass die „musterhaft genannten“ Möbel auch tatsächlich eingekauft werden. Tatsächlich können dem WDR in der Ausschreibung auch vergleichbare Möbelstücke angeboten werden. „De facto wird die Ausschreibung allein über das Kriterium Preis entschieden, dabei ist der WDR offen für gleichwertige, günstigere Alternativen.“

Das Schlüsselwort ist allerdings: „gleichwertig“, denn auf qualitativ hochwertige Möbel will man nicht verzichten – und die dürften also auch bei günstigeren Alternativen ihren Preis kosten. Man betont in dem Zusammenhang aber zum Einen, dass es bei öffentlichen Ausschreibungen „in der Regel hohe Abschläge von bis zur Hälfte der genannten Listenpreise“ erzielt würden. Und dass es hier zum Anderen ja nicht um die komplette Ausstattung, sondern um „Sondermöbel für Mitarbeiter und Besucher auf Gemeinschaftsflächen“ gehe.

„Es handelt sich um Möbel, die Jahrzehnte halten sollen – und das bei einer täglichen Nutzung durch rund 800 Mitarbeitende plus Gäste in offenen und für alle zugänglichen Bereichen. Diese intensive Nutzung stellt besondere Anforderungen an die Qualität und Langlebigkeit der Möbel. In diesem Zusammenhang erwartet der WDR, dass die Lieferung von Ersatzteilen oder Nachkäufe über einen möglichst großen Zeitraum möglich sind. Gewünscht ist zudem eine verlängerte Garantie von fünf Jahren. Hinzu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit – etwa, dass die Möbel nach europäischen Standards produziert werden.“

All das sind nachvollziehbare Argumente – und es wäre wohl auch wenig zielführend, wenn der WDR bei Roller nach der Einrichtung für sein saniertes Filmhaus suchen würde. Mit der noch frischen Erinnerung daran, wie genau der Preis jedes Einrichtungsgegenstandes in der RBB-Chefetage nachrecherchiert und seziert wurde, verwundert es aber schon ein wenig, dass man in der Ausschreibung nicht vielleicht doch eine Preisstufe niedriger angesetzt hat – vor allem im aktuellen Umfeld, in der die Öffentlich-Rechtlichen in der Diskussion über die Höhe der Rundfunkbeiträge kaum aus der Defensive kommen. Die Ausschreibung gibt den Gegnern und Kritikern des öffentlich-rechtlichen Systems so jedenfalls neue Nahrung.