Das Erste & ZDF © ARD/ZDF
SPD, CDU, CSU, Grüne und FDP sind unzufrieden mit der Berichterstattung von ARD und ZDF. Oder um es genauer zu machen: Einige EU-Abgeordnete dieser Parteien. Sie stören sich an der Talkshow-Einladungspraxis der Öffentlich-Rechtlichen rund um die EU-Wahl. Ihren Ärger haben sie nun in einem Brandbrief formuliert, den sie unter anderem an den ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke sowie ZDF-Intendant Norbert Himmler und die Programmdirektorinnen Nadine Bilke und Christine Strobl verschickt haben. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete zuerst darüber

In dem parteiübergreifenden Schreiben wird Kritik daran geübt, dass deutsche EU-Abgeordnete rund um die Wahl in den Talkshows von ARD und ZDF quasi nicht vertreten waren. So habe es in der Woche nach der Wahl acht Talks mit insgesamt 43 Gästen gegeben, rechnen die Parlamentarier vor. Mit Manfred Weber, der bei "Markus Lanz" zu Gast war, habe es nur eine Person in diesen Sendungen gegeben, die auch zur Wahl angetreten war. Die Analysen übernahmen oft Bundespolitiker, Journalisten oder andere Experten. 

"Das ist erschreckend, unzureichend und wird Ihrem Programmauftrag unserer Ansicht nach nicht gerecht", schreiben die EU-Politikerinnen und EU-Politiker. Politische Talkshows seien zentrale Orte der öffentlichen politischen Auseinandersetzung, "und es ist äußerst bedauerlich, dass Europapolitikerinnen und -politikern der Zugang zu dieser Arena geradezu systematisch verwehrt bleibt". Initiiert wurde der Brandbrief von dem Grünen-Abgeordneten Daniel Freund. Unterschrieben wurde er darüber hinaus vom neuen Chef der Grünen-Delegation im EU-Parlament, Erik Marquardt, SPD-Delegationsleiter René Repasi, den Co-Chefs der CDU und CSU, Daniel Caspary und Angelika Niebler, sowie der bisherige Leiter der FDP-Delegation, Moritz Körner.

In dem Brief erinnern die Unterzeichner daran, dass im EU-Parlament 96 Abgeordnete aus Deutschland sitzen würden und dass es mit Ursula von der Leyen außerdem eine deutsche Kommissionspräsidentin gebe. "Wir möchten daher eindringlich an Sie appellieren, EU-Politikerinnen und Politiker deutlich häufiger in ihren Talkshows zum Bestandteil der Diskussion und der Debatte zu machen."

Das ZDF hat die Kritik gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zurückgewiesen. Eine Sprecherin des Senders erklärte, man berichte "regelmäßig und ausführlich" über europäische Themen. "Dies lässt sich nicht alleine an der Präsenz von Europapolitikerinnen und Europapolitikern in Talkshows ablesen." Die ZDF-Sprecherin verwies außerdem auf die tägliche Sendung "heute - in Europa". Als einziger Sender produziere man seit 25 Jahren ein Format, das Europa in den Mittelpunkt stelle. Dass man Abgeordnete systematisch nicht in Talkshows einlade, treffe nicht zu, heißt es vom Sender gegenüber DWDL.de. So habe man mehrmals Ursula von der Leyen angefragt, unter anderem für die Sendung "Was nun?" - diese Einladung habe sie bislang aber nicht angenommen. 

Hinweis: Wir haben das Statement des ZDF um den Teil rund um Ursula von der Leyen ergänzt.