Seit knapp einem halben Jahr, seit er mit seiner Firma Florida Factual auch die Produktion übernahm, sagt Louis Klamroth, mache ihm die Moderation von "Hart aber fair" im Ersten "besonders großen Spaß". "Da konnte ich das Format verändern und damit zu 'meinem' Format machen", so Klamroth in einem Interview mit dem "journalist". "Es steht anders da, sieht anders aus und hat nach 22 Jahren neuen Schwung erhalten." Gleichzeitig macht der Moderator deutlich, dass der Modernisierungsprozess der Sendung "längst nicht vorbei" sei, "aber die doch leicht angestaubte Marke ist wiederbelebt".

Klamroth: "Dass die Sendung 22 Jahre lineares Fernsehen nachhaltig geprägt und ihr Metier verändert hat, ist ja das Eine. Aber wenn die Moderation wechselt, muss es halt auch ein bisschen zur neuen Person passen. Dieser Prozess wurde vor anderthalb Jahren nicht konsequent genug angegangen; das holen wir nun nach. Und es funktioniert ja auch."

Dass zuletzt - auch innerhalb der ARD - immer wieder über die Zukunft von "Hart aber fair" diskutiert wurde, mache ihn nicht nervös, wie Klamroth mit Blick auf den bestehenden Vertrag im "journalist" betont. "Ich bin zufrieden, was die Bilanz des letzten halben Jahres angeht. So höre ich es auch von den Senderverantwortlichen. Mindestens genauso wichtig: Wir haben die Sendung weiterentwickelt und werden diesen Weg konsequent weiter beschreiten. Dass wir in diesem Sommer darüber sprechen, wie die Zukunft von 'Hart aber fair' aussieht, stand ja schon lange fest und ist keine Überraschung."

Auch wenn "Hart aber fair" perspektivisch verstärkt in der Mediathek stattfinden könnte, hält Louis Klamroth die lineare Ausstrahlung augenscheinlich noch immer für wichtig. "Das Lineare ist und bleibt auf längere Sicht Sprungbrett und Werbefenster für Inhalte aller Verbreitungswege", betont er. "Insofern begreife ich mich schon als Moderator, der den Spagat zwischen linear und digital versucht." Der Versuch, Digitales und Lineares zur verbinden, sei gleichwohl "wahnsinnig schwer". Das lineare Fernsehen sei deshalb so stark, "weil bei uns rund zweieinhalb Millionen Menschen zeitgleich, nicht zeitversetzt dabei sind, also im gleichen Moment dasselbe Erlebnis haben", so Klamroth. "Danach wird dann viel mehr darüber geredet, geschrieben, gepostet."

Er sehe aber, "wie oft diese Formate in ihren Möglichkeiten überhöht werden". Klamroth im "journalist"-Interview: "Über Talksendungen wird oftmals mehr berichtet als über wichtige Bundestagsdebatten. Auch die beste Talkshow wird nicht eigenständig wettmachen können, was an Vertrauen in unserer Demokratie in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Im besten Falle kann ein guter Politik-Talk einen kleinen Teil dazu leisten, Vertrauen in Demokratie und Medien wiederherzustellen. Wenn beim Zuschauer das Gefühl entsteht, ein Problem und die Lösungen nun besser zu verstehen. Das ist es, wofür ich diesen Job mache."

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