Netflix hat in den Monaten April bis Juni die Zahl seiner Abonnentinnen und Abonnenten um 8,05 Millionen auf nunmehr 277,65 Millionen gesteigert. Der Zugewinn fiel damit zwar nicht ganz so hoch aus wie in den Vorquartalen, aber trotzdem deutlich höher als im zweiten Quartal des Vorjahres, als 5,89 Millionen Abos dazu kamen. Netflix profitiert dabei weiterhin von seinem Vorgehen gegen das Account-Sharing über Haushaltsgrenzen hinweg sowie auch von der Entscheidung, zusätzlich auch eine Abo-Variante mit Werbung anzubieten.
Denn dass die Einstiegshürde durch den damit möglichen günstigeren Preis gesenkt wurde, nehmen - wohl auch angesichts des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds der letzten Jahre - immer mehr Menschen an. In den Ländern, in denen Netflix die Werbe-Variante anbietet, entscheiden sich inzwischen 45 Prozent der Neukundinnen und -kunden dafür, die Zahl der Werbe-Abos stieg im Vergleich zum Vorquartal um 34 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens verläuft das Wachstum aktuell noch so rasant, dass man die damit entstehenden Werbeflächen noch gar nicht komplett vermarktet bekommt - hier will man also weiter in AdTech und Werbevermarktung investieren, damit die Werbeeinnahmen mittelfristig einen bedeutenden Anteil an den Gesamterlösen ausmachen.
Apropos Gesamterlöse: Der Umsatz im zweiten Quartal stieg auf 9,56 Milliarden US-Dollar, das waren 16,8 Prozent mehr als vor einem Jahr, was in etwa auch dem prozentualen Anstieg der Abozahl entspricht. Der Nettogewinn belief sich auf 2,15 Milliarden Dollar, der Free Cashflow auf 1,21 Milliarden. Während andere also damit kämpfen, ihre Streaming-Aktivitäten endlich nachhaltig in die Gewinnzone zu bringen, läuft es bei Netflix wirtschaftlich weiter gut - was man den Markt auch mit selbstbewussten Statements gerne wissen lässt.
Während fast alle Konkurrenten zuletzt im Kampf um Profitabilität die Zahl der Produktionen zurückfuhren, schreibt Netflix in seinem begleitenden Schreiben an die Aktionärinnen und Aktionäre: "Kommentatoren fragen oft, ob Netflix so viele Serien und Filme braucht, und die Antwort ist ein klares Ja. Mit 278 Millionen Mitgliederhaushalten - und durchschnittlich mehr als zwei Personen pro Haushalt - machen wir Programm für ein Publikum von über 600 Millionen Menschen. Das ist eine riesige Zahl, und um so viele Menschen zu begeistern, brauchen wir viele tolle Geschichten, die viele verschiedene Geschmäcker und Stimmungen ansprechen. Aus diesem Grund werden wir weiterhin die Investitionen in unser Programm erhöhen, auch wenn sich viele unserer Konkurrenten sich zurückziehen."
Damit man in dieser weiter wachsenden Anzahl an Inhalten auch etwas passendes findet, steht die laut Netflix größte Überarbeitung des Startbildschirms seit einem Jahrzehnt an. Ziel ist es hier unter anderem, mehr Informationen auf einen Blick für die angepriesenen Titel zur Verfügung zu stellen. Erhöhen wird man unterdessen auch die Investitionen in Spiele, die man seit einiger Zeit regelmäßig begleitend zu Serien veröffentlicht. Künftig soll es jeden Monat ein neues Spiel geben. Für dieses Jahr ist etwa ein Multiplayer-Game zu "Squid Game" geplant.
Die jüngste Bundling-Offensive der anderen Streamer, die sich im Kampf um neue Abonnentinnen und Abonnenten zunehmend zusammentun und gemeinsame Angebote machen, beobachtet Netflix eher amüsiert aus der Ferne: Man habe selbst ein so breites Angebot und fungiere als "Go-To Destination for Entertainment", dass man darauf nicht angewiesen sei - und die Konkurrenz wohl nicht unnötig stärken will. Partnerschaften etwa mit Geräteherstellern oder Pay-TV- und Netz-Betreibern sieht man hingegen weiter als wichtiges Instrument an.
Angesichts der guten Zahlen fürs zweite Quartal hat Netflix seine Prognose fürs Gesamtjahr leicht angehoben, im 3. Quartal erwartet man einen Umsatz von 9,72 Milliarden Dollar. Genaue Prognosen für die Abo-Entwicklung gibt man seit einiger Zeit ja nicht mehr an, das Unternehmen rechnet aber mit einem Abflachen des Wachstums, weil der Effekt aus dem Vorgehen gegen Account-Sharing nun langsam nachlässt. Sorgen macht man sich bei Netflix deswegen aber nicht und macht folgende Rechnung auf: Der Gesamtmarkt für Streaming, Pay-TV, Games, Filme und Branded Advertising umfasse über 600 Milliarden Dollar - und auf Netflix entfalle bislang davon nur etwa sechs Prozent - da gebe es doch noch viel Raum für Wachstum.