"Die Tarifrunde im WDR dauert nun schon 191 Tage." Mit diesen Worten wird man begrüßt, wenn man die Seite der Gewerkschaft ver.di im WDR aufruft - und es hat von außen betrachtet nicht gerade den Anschein, als hätten sich die beiden Seiten während dieser 191 Tage aufeinander zu bewegt. Und so steht beim WDR nun wieder ein Warnstreik an, zu dem diesmal alle Gewerkschaften gemeinsam aufrufen und der 48 Stunden, vom Donnerstag, 2 Uhr nachts bis Samstag, 2 Uhr nachts, dauern soll. Aufgerufen sind dazu alle Beschäftigten des WDR sowie auch des Beitragsservice.

Zum Einen werfen die Gewerkschaften dem WDR vor, im Rahmen einer neuen Vergütungsstruktur deutliche Verschlechterungen für die freien Mitarbeiter durchsetzen zu wollen. Ver.di-Verhandlungsführer Mark Hassenzahl sagt: "Die Freien sind zu Recht sauer. Die ver.di-Teamdelegierten haben für ein Transparent hunderte Fotos von Freien gesammelt. Ihre Botschaft ist klar und deutlich: Keine Honorarkürzungen bei gleicher Arbeit." DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah sagt: "Den Freien drohen weitere Einbußen bei den Zweitverwertungen, außerdem pauschalisierte und geringere Honorare für den Außendienst und ein sehr löchriger so genannter Bestandschutz."

Und auch was die geforderten Lohnerhöhungen für die Festangestellten anbelangt, ist man offenbar weit voneinander entfernt. Kah: "Für die Festangestellten zeichnet sich ein Angebot ab, das einerseits schlechter ist als in fast allen anderen ARD-Anstalten und anderseits meilenweit von der traditionellen Kopplung an den Öffentlichen Dienst liegt. Das lassen sich die Beschäftigten nicht gefallen." Ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner kritisiert diesen Punkt ebenfalls scharf: "Die Arbeitgeberseite muss den Versuch aufgeben, die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst der Länder abzukoppeln."

Auch nach vielen Monaten der Verhandlungen sehe man nicht, dass "die WDR-Geschäftsleitung die berechtigten Forderungen und Bedürfnisse ihrer Beschäftigten wirklich versteht oder akzeptiert", sagt DJV-Mann Volkmar Kah. Und weiter: "Ganz im Gegenteil: Geht es nach den Arbeitgebern, haben bald alle weniger Netto in der Tasche und weniger Perspektiven im Sender! Die Beschäftigten werden deshalb ab Donnerstag deutlich zeigen, was sie von dieser Ignoranz ihres Managements halten."

Bis zur nächsten Verhandlungsrunde ist es noch eine ganze Weile hin, über die Entgelterhöhung wird erst am 16. August wieder verhandelt, Anfang September geht es um das Thema Struktur Honorarrahmen. Der WDR unterbreitete Mitte April das Angebot, die Gehälter rückwirkend ab dem 1. Januar 2024 um 2,25 Prozent zu erhöhen, im Falle dass die Beitragserhöhung 2025 auch tatsächlich kommt, sollen weitere 2,46 Prozent Erhöhung gewährt werden.

Ein aktuell vom WDR angefragtes Statement steht noch aus, wir liefern das an dieser Stelle nach. Im Mai erklärte man zuletzt: "Mit diesem Angebot schöpft der WDR aktuell seinen finanziellen Rahmen im Personalbereich aus", die Forderungen der Gewerkschaften bezeichnete man in dem Statement als "unrealistisch". Generell ließ man damals wissen: "Der WDR will seinen festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin gute Arbeitsbedingungen, sichere Arbeitsplätze und eine wettbewerbsfähige Bezahlung bieten. Gleichzeitig muss der WDR wirtschaftlich verantwortungsvoll handeln und kann nur das Geld ausgeben, das sicher zur Verfügung steht."

Update 11.7., 13:03 Uhr: Der WDR hat inzwischen klargestellt, dass man in den Verhandlungen mit der Gewerkschaft VRFF bereits ebenfalls ein verbessertes Angebot vorgelegt hat, auch in der nächsten Verhandlungsrunde mit DJV, ver.di und Unisono ist also wohl mit einem neuen Angebot zu rechnen. Das Angebot an VRFF umfasst eine Gehaltssteigerung um 2,25 Prozent zum 1.1.2024 und weitere 2,46 Prozent zum 1.1.2025 - wobei die 2025er-Rate zur Hälfte an die Erhöhung des Rundfunkbeitrags gekoppelt wäre. Ebenfalls unter diesem Vorbehalt steht die dritte Steigerungsstufe um weitere 2,46 Prozent zum 1.1.2026. Außerdem hat der WDR der VRFF bereits in der Verhandlung im Mai 2024 eine Anhebung der Vergütung für Auszubildende um 50 € zum 1.1.2024 und zum 1.1.2025 angeboten -  die zweite Erhöhung wiederum unter dem Vorbehalt der Beitragsanpassung.