Seit Jahresbeginn produziert Louis Klamroth den ARD-Polittalk "Hart aber fair" bekanntlich selbst - und doch war die Zukunft der Sendung lange unklar, weil der auf zwei Jahre angelegte Vertrag einen Passus vorsah, der es der ARD ermöglicht hätte, bereits Ende 2024, also nach der Hälfte der Laufzeit, vorzeitig auszusteigen. Gekoppelt war der Vertrag dabei nicht nur an lineare TV-Marktanteile, sondern auch an Abrufzahlen in der Mediathek.

Die Videoprogrammkonferenz der ARD - ein Gremium, in dem neben Prorammdirektorin Christine Strobl auch die Intendantinnen und Intendanten beziehungsweise deren Programmdirektorinnen und -direktoren die Gemeinschaftsprogramme im Ersten und in der Mediathek koordinieren - hat sich nun jedoch für einen Verbleib von "Hart aber fair" ausgeprochen.

Der Beschluss ist auch deshalb bemerkenswert, weil das Ziel, die Abrufzahlen im ersten Halbjahr 2024 auf durchschnittlich 250.000 Abrufe pro Ausgabe zu steigern, nicht erreicht wurde. Tatsächlich erreichte das Format nach DWDL.de-Informationen im Schnitt 200.000 Abrufe pro Folge - inklusive der zu Jahresbeginn eingeführten neuen "To Go"-Ausgaben. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das nicht nur erheblich mehr war als in der Vergangenheit, sondern vereinzelte Ausgaben auch deutlich über dem gesetzten Zielwert lagen, sodass die berechtigte Hoffnung besteht, die Zahlen weiter steigern zu können.

Die ARD zeigte sich nun mit der Entwicklung ihrer Talkstrecke zufrieden, zu der neben "Hart aber fair" und "Maischberger" seit Beginn des Jahres auch "Caren Miosga" gehört, die Nachfolge-Sendung auf dem bisherigen "Anne Will"-Sendeplatz. Alle drei Sendungen "konnten inhaltlich überzeugen, ergänzen sich und wurden vom Publikum sehr gut angenommen", hieß es am Mittwoch nach der ARD-Sitzung. Gleichzeitig sei es gelungen, sowohl die Marktanteile als auch die Sehbeteiligung zu steigern.

"Non-lineare Angebote sollen noch stärker in den Fokus rücken"

Veränderungen wird es nach dem Willen der Verantwortlichen trotzdem geben - auch wenn bislang nicht klar ist, wie diese konkret aussehen werden. In einer Mitteilung vom Mittwoch übte sich die ARD daher erst mal an der Quadratur des Kreises. So sollen alle drei Talk-Marken auch 2025 "Teil dieses Gesamtkonzepts mit den bewährten bewährten Sendeplätzen im Ersten" bleiben. Gleichzeitig hat die Videoprogrammkonferenz jedoch beschlossen, "dass für 2025 eine neue, veränderte Konstellation der ARD-Talkstrecke erarbeitet werden soll". Das allerletzte Wort haben dann die Gremien.

Sandra Maischberger © WDR/Thomas Kierok Sandra Maischberger
Generell heißt es zur Zielsetzung: "Die non-linearen Angebote sollen zukünftig noch stärker in den Fokus des Gesamtkonzepts der Gesprächssendungen rücken. Dabei soll es noch besser gelingen, den politischen Diskurs auch in jüngere Zielgruppen zu tragen." Schon im jetzigen Konstrukt wollte man vor allem "Hart aber fair" im Non-Linearen stärken - gut möglich also, dass man auf diesem Weg ein Stück weiter geht und Budgets hier weiter umshiftet. Perspektivisch könnte damit also eine Reduzierung der Sendeplätze im Ersten einhergehen. Die dadurch entstehende Lücke im Linearen wiederum könnte von Sandra Maischberger gefüllt werden, deren Talkshow erst kürzlich schon einmal - mit guten Quoten - vorübergehend an drei satt bislang nur zwei Abenden pro Woche zu sehen war.

Für Louis Klamroth und die Produktionsfirma Florida Factual bringt die Entscheidung der Videoprogrammkonferenz aber - trotz aller Details, die es nun noch zu klären gibt - erst einmal Gewissheit. Bis Ende kommenden Jahres hat das Team nun Zeit, um die auf den Weg gebrachten Veränderungen bei "Hart aber fair" weiter voranzutreiben. Sofern die ARD-Gremien nicht doch noch mit einer überraschenden Wendung um die Ecke kommen.