Die ARD wird mal wieder bestreikt. Aufgrund der aus ihrer Sicht stockenden Tarifverhandlungen hat VRFF Die Mediengewerkschaft am Mittwochabend in mehreren Rundfunkanstalten bundesweit zu Streiks aufgerufen. Und die Aktion hat schon sichtbare Auswirkungen auf das Programm: Im WDR Fernsehen entfielen bereits am Mittwochabend die "Aktuelle Stunde" und "WDR aktuell", Donnerstagfrüh konnte die "Tagesschau" nur eingeschränkt senden. 

Die Ausgaben der "Tagesschau", die im Rahmen des "Morgenmagazins" zu sehen sind, kamen etwa durchweg ohne Bebilderung der angesagten Beiträge aus. Jens Riewa informierte die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Beginn der Nachrichtenblöcke jeweils über die durch den Streik verursachten Einschränkungen. In WDR und NDR ist mit weiteren Sendungsausfällen zu rechnen. Und auch der Beitragsservice wird bestreikt, hier soll es zu Ausfällen in der Sachbearbeitung kommen. Nach Angaben der Gewerkschaft sind auch bei Radio Bremen und SWR Produktionseinschränkungen zu erwarten. 

Die Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und ARD-Anstalten laufen schon seit einiger Zeit ziemlich schleppend, sodass es nicht der erste Streik ist. Wie die VRFF jetzt mitteilt, habe der WDR am 2. Juli eine "völlig unzureichende neue Angebotsvariante vorgelegt". Das jüngste Angebot des Senders sah offenbar erneut nur eine Gehaltssteigerung in Höhe von 2,25 Prozent für das laufende Jahr vor. Laut der Gewerkschaft wollte der WDR ab 2025 zudem 1,23 Prozent jährliche Steigerung garantieren. Sollte der Rundfunkbeitrag steigen, wäre 2025 wohl ein Plus in Höhe von 2,46 Prozent drin. Ähnlich ist die Situation beim NDR, für die Gewerkschaft ist das aber zu wenig, sie fordert 10 Prozent mehr Gehalt und Honorar. 

"Die Gehaltsforderung der VRFF von über 10 Prozent schaffen überhaupt erst die Voraussetzungen, für die von der Politik verlangten Reformen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk – die die Beschäftigten auch wollen – auch das erforderliche qualifizierte Personal halten bzw. bekommen zu können", sagt so Christian Gesch, Vorsitzender der Bundestarifkommission der VRFF. "Die Beschäftigten bei ARD und ZDF haben schon in den vergangenen Jahren mehrfach Reallohnverluste hinnehmen müssen, weil die tariflichen Steigerungen weit unter der Inflationsrate geblieben sind. Wir sind nicht bereit weitere Reallohnverluste hinzunehmen und werden daher immer wieder vereinzelte und gezielte Streikmaßnahmen durchführen." 

Die Gewerkschaft spricht von möglicherweise "umfangreichen Streikmaßnahmen und massiven Ausfällen im Programm", sollte man kein "angemessenes Angebot" erhalten. Bei den ARD-Anstalten sieht man allerdings die eigenen Hände gebunden und argumentiert immer wieder, dass man nur das Geld ausgeben könne, das man auch tatsächlich zur Verfügung habe. Außerdem verweist man auf die KEF, die den Anstalten nicht mehr Geld für Personal zur Verfügung gestellt hat. Der WDR nannte die Forderungen der Gewerkschaften in der Vergangenheit bereits "unrealistisch". 

Update (9:20 Uhr): Vom WDR heißt es zum neuen Streik, dass man der VRFF ein "verbessertes Angebot" vorgelegt habe. Dieses bewege sich im Rahmen dessen, was finanziell für den WDR noch möglich sei und zeige, dass der WDR bereit sei, sich auf die Gewerkschaften zuzubewegen. "Gleiches erwartet der Sender jetzt auch von Gewerkschaftsseite. Fest steht: Der WDR will seinen festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin gute Arbeitsbedingungen, sichere Arbeitsplätze und eine angemessene Bezahlung bieten. Gleichzeitig handelt der WDR wirtschaftlich und verantwortungsvoll und kann nur das Geld ausgeben, das ihm zur Verfügung steht. Die aktuellen unrealistischen Forderungen der Gewerkschaften von mehr als zehn Prozent Gehaltssteigerungen für zwölf Monate kann und wird der WDR nicht erfüllen."