Vor fast einem Jahr hat Bavaria Studios Studio-Kapazitäten in Köln-Bocklemünd angemietet und damit den Produktionsstandort aufgemischt. Aber auch am Stammsitz in Geiselgasteig will man perspektivisch wachsen. Bavaria-Film-CEO Christian Franckenstein hat der "Süddeutschen Zeitung" nun einen Einblick in seine ambitionierten Pläne gegeben, die aber alles andere als fix sind. So ist die Rede von einem Ausbau von derzeit 11 auf 14 Studios. Die Bruttogrundfläche soll sich von 135.000 Quadratmetern auf 200.000 bis 240.000 erhöhen.
"Geiselgasteig soll zu einer der ersten Adressen werden, wenn es darum geht, eine optimale Infrastruktur für Dreharbeiten vorzufinden", sagt Franckenstein gegenüber der "SZ". Noch ist die Umsetzung allerdings in weiter Ferne. Eine halbe Milliarde Euro würde ein Ausbau des Standortes wohl kosten, sagt Franckenstein. Und das in einer aktuell noch immer etwas angespannten Lage, in der viele Marktteilnehmer vorsichtig agieren und der Mut nur langsam zurückkommt.
Der Bavaria-Chef räumt in der "SZ" auch ein, dass man für das laufende Jahr mit rückläufigen Umsätzen rechne. Langfristig ist man aber durchaus optimistisch. "Unsere Vision unterstellt eine positive Entwicklung im Bewegtbildsektor", sagt Friedhelm Bixschlag, Geschäftsführer der Bavaria Studios.
Bemerkenswert sind aber nicht nur die Pläne zum Ausbau der Studioflächen, sondern auch die Art und Weise, wie Bavaria diese kommuniziert. In der "Süddeutschen Zeitung" sagt Franckenstein, man habe die Pläne den Aufsichtsgremien vorgestellt. "Sie begrüßen die Initiative, haben sich aber noch nicht positioniert", so Franckenstein. Dass der CEO die Pläne nun trotzdem schon einmal groß vorstellt, ist durchaus ungewöhnlich. Mit einer schnellen Entscheidung ist nicht zu rechnen: Bei der Bavaria geht man davon aus, dass die Aufsichtsgremien wenn überhaupt erst Mitte oder Ende 2025 grünes Licht geben.
Größter Gesellschafter der Bavaria Film ist die WDR Mediagroup, die rund ein Drittel der Unternehmensanteile hält. SWR Media Services, Bavaria Filmkunst, die LfA Gesellschaft für Vermögensverwaltung mbH und MDR Media halten jeweils rund 16,6 Prozent. Bei Bavaria Studios sitzt auch noch das ZDF mit knapp einem Viertel im Boot. Vor allem die Mainzer könnten sich gegen die Pläne stellen, standen sie doch auch schon der Bavaria-Expansion nach Köln kritisch gegenüber (DWDL.de berichtete).
Und es gibt beim möglichen Ausbau der Bavaria-Flächen in Geiselgasteig noch mehr Einschränkungen. "Um den Plan umzusetzen, bräuchten wir Partner, die Auslastungen garantieren", sagt Christian Franckenstein gegenüber der "SZ". Alternativ bringt er auch den Einstieg von privaten Investoren ins Spiel. Auch da müsste es erst einmal Interessenten geben - und Einigkeit zwischen den bestehenden Gesellschaftern. Und dann ist da ja auch noch die Reform der Filmförderung, auf die die gesamte Branche seit langer Zeit wartet. Ob die aber wirklich zum 1. Januar 2025 kommt, ist inzwischen unsicher.
Ohne eine große Lösung in der Filmförderung, durch die Deutschland wieder Anschluss finden würde an andere Länder, die inzwischen deutlich bessere Anreizmodelle haben, wäre wohl auch der Ausbau der Bavaria-Studios sinnlos. "Der Medienstandort Deutschland ist dabei, von anderen abgehängt zu werden", sagt Franckenstein zum Status Quo. Der Bavaria-CEO gehört aber noch zu denen, die an eine Lösung glauben. "Wir erwarten unverändert, dass die Reform zum 1. Januar 2025 in Kraft tritt."