Als Claudia Roth zur Berlinale im Februar ihre Pläne für eine umfassende Reform der Filmförderung vorlegte, da machte sich in der Produzentenlandschaft kurz ein bisschen Euphorie breit. Ein "großer Wurf" soll es werden, das von vielen seit langem so sehnlich erwartete steuerliche Anreizmodell kommen, dazu noch eine - von Sendern und Plattformen stark kritisierte - Investitionsverpflichtung. Inzwischen sind über vier Monate ins Land gezogen - doch von außen betrachtet lässt sich derzeit zumindest keine Eile in der Bundesregierung ausmachen, die Vorhaben weiter zu konkretisieren und umzusetzen.

Stattdessen werden die Appelle und Brandbriefe, von denen es in den letzten Wochen und Monaten schon einige gab, verzweifelter - schließlich läuft die aktuelle Filmförderung Ende des Jahres aus, eine Neuregelung muss also dringend her. Unter dem Hashtag #FilmReformJETZT haben sich nun zwölf Verbände zusammengetan, um noch einmal lautstark für eine schnelle Umsetzung der Pläne zu trommeln, im Einzelnen sind das die AG Dok, die AG Kino, die Schauspielgewerkschaft BFFS, der Bundesverband Regie, die Deutsche Filmakademie, HDF Kino, die Produktionsallianz, der Produzent*innenverband, der VDFE, der Deutsche Drehbuch-Verband, ver.di und der VTFF.

In dem Appell heißt es: "Für die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche ist es unabdingbar, dass hieraus nun zeitnah mit weiteren Bausteinen eine ganzheitliche Reform wird. Die zur Berlinale angekündigten drei Säulen (FFG, Anreizmodell und Investitionsverpflichtung) müssen gemeinsam umgesetzt werden. Die deutsche Produktions- und Kinowirtschaft braucht schnell Klarheit und Planungssicherheit." Man fordere daher die Bundesregierung, alle Parteien im Bundestag und alle Länder auf, die "Segel für eine große Reform der Filmförderung" zu setzen.

"Wir wissen: Die Gestaltung einer zeitgemäßen Filmförderung ist ein Kraftakt. Doch nur so kann Deutschland in der sich rasant entwickelnden Welt audiovisueller Inhalte eine aktive Rolle spielen, nur so kann das deutsche Kino als Marktplatz freier Ideen und gesellschaftlicher Vielfalt über die Landesgrenzen hinaus strahlen", schreiben die Verbände weiter. Dabei dringt man auf einen "ganzheitlichen Reformansatz", will also auch an der von Sendern und Plattformen so kritisierten Investitionsverpflichtung festhalten.

Im Appell heißt es weiter: "Eine Filmförderreform muss die gesamte Kinofilmwirtschaft in den Blick nehmen, vom Talent- über den Dokumentar-, Kinder-, und Animationsfilm, von Arthouse- bis zu den großen Blockbustern. Belange der Verleiher, der Kinos, der technisch-kreativen Dienstleister und der Studios sowie die Interessen der Urheber und Urheberinnen und der Filmschaffenden sind zu berücksichtigen. Bestehende Förderlücken der Kinos sind zu schließen, Tarifstandards und Gemeinsame Vergütungsregeln der Branchenpartner anzuerkennen und Berufsbildungs-Aktivitäten der Branche zu stärken. Diversität vor und hinter der Kamera bleibt eine Kernforderung. Denn Vielfalt gehört zum Wesen unserer Branche."

In anderen Ländern wie Frankreich habe man bereits sehen können, dass eine umfassende Filmförderreform einen "direkten wirtschaftlichen Impuls" aus lösen könne. "Wir sind überzeugt, dass eine gemeinsame Anstrengung der gesamten Branche Schwung verleihen, Arbeitsplätze entlang aller Gewerke schaffen und die kulturelle Vielfalt unseres Landes in der Stadt wie auf dem Land stärken wird."