Während der Corona-Pandemie ist Christian Drosten zum vielleicht bekanntesten Virologen Deutschlands geworden - und wohl auch zum meistgehassten. Mit dem Journalisten Georg Mascolo hat Drosten nun ein Buch über die Pandemie geschrieben. Anlässlich dessen haben die beiden dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" ein Interview gegeben - und darin äußert Drosten auch Unverständnis über die Arbeitsweise bei manchen Medien.
"Die Medien mögen es ja, wenn sich Konflikte auf Personen zuspitzen, das wollte und will ich nicht bedienen", sagt Drosten in dem Interview. Besonders sauer stößt dem Virologen die Tatsache auf, dass Aussagen, die er in Interviews tätigte, später in der Überschrift sehr stark verkürzt wurden. "Was mich immer wieder schockiert: Man gibt ein Interview und nimmt sich dafür wirklich Zeit. Dann erscheint es mit einer Überschrift, die wenig mit dem zu tun hat, was man gesagt hat. Viele Leser nehmen aber nur die Überschrift wahr."
Von seinem Co-Autor Georg Mascolo bekommt Drosten an dieser Stelle des Interviews kontra. Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur und langjährige Leiter der Rechercheverbunds NDR/WDR und "SZ" sagt, Drosten habe in den Gesprächen für das Buch eine "kurze Lunte" gehabt, wenn er die Wissenschaft kritisiert habe. "Mir ging es dann bei ihm so, wenn es um die Medien ging. Ich kann viele Kritikpunkte zwar nachvollziehen, störe mich aber an pauschaler Medienkritik."
Drosten gesteht in dem Interview Journalistinnen und Journalisten durchaus zu, Wissenschaftstexte zu übersetzen und entsprechend zu vereinfachen. Aber: "Es sollte nur in der Übersetzung nicht das Wichtigste verloren gehen, der Beleg." Da stimmt auch Mascolo zu: "Es ist die Aufgabe von Journalismus, Komplexität zu reduzieren, ohne die Substanz zu verfälschen." Drosten sagt darüber hinaus aber auch, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls eigene Aussagen begründen können sollten - und das eben auch in einfachen Worten.