Natürlich sind alle Erhebungen zur Mediennutzung mit Vorsicht zu genießen, insbesondere wenn sie auf Umfragen basieren. Deshalb seien die neuesten Daten der Marktforscherinnen und Marktforscher von Omdia, die zur Eröffnung der Conecta-Konferenz im spanischen Toledo veröffentlicht wurden, an dieser Stelle auch nicht im Detail analysiert. 

Und doch geben die veröffentlichten Top10-Rankings der meistgenutzten Video Services im April 2024 einen spannenden Einblick in die Märkte USA, Brasilien, Mexiko, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Japan und Südkorea. DWDL.de hat die interessantesten Takes aus der Präsentation, gehalten von Maria Rua Aguete (Omdia), rausgefiltert.

Fokus Deutschland: Wer überrascht, wer fehlt (oder auch nicht)

YouTube ist laut Omdia-Erhebung wie in allen anderen Ländern der meistgenutzte Video Service, gefolgt von der ARD Mediathek. Den dritten Platz holt sich Prime Video vor Netflix. Die ZDF Mediathek macht die Top5 der meistgenutzten Video Services komplett. Es folgen: Instagram Reels, TikTok, dann Disney+, Joyn und Facebook Watch. Auf den ersten Blick hat es damit RTL+ nicht in die Top10 geschafft. Auf DWDL-Nachfrage erklärt Omdia, dass das kostenlose und kostenpflichtige RTL+ gesondert gezählt wurden. Kombiniert liegt demnach RTL+ auf Platz 8, vor Joyn.

Präsentation auf der Conecta © Conecta

YouTube rules, TikTok doesn’t

In jedem Markt, in dem Omdia die Erhebung im April durchgeführt hat, ist YouTube der meistgenutzte Video Service, egal ob in Amerika, Europa oder Asien. TikTok hingegen, das mag überraschen, landet in Mexiko auf Platz 2, sortiert sich sonst jedoch weiter hinten ein. Fun Fact: In den USA, Mexiko und Brasilien ist Facebook Watch noch durchaus relevant. In Europa ist es weitgehend aus dem Relevant Set der Video Services gefallen.

Sender sind noch wer - zumindest in Europa und Asien

Ein auffälliger Unterschied zwischen den untersuchten Märkten in Nord- und Südamerika im Vergleich zu Europa und Asien: Nationale Anbieter aus dem klassischen Broadcasting haben dort einen schweren Stand. In Brasilien schafft es kein nationales Angebot in die Top10, in Mexiko landet Axteca Now gerade noch so auf Platz 10, CBS und NBC in den USA auf Platz 9 und 10. In europäischen und asiatischen Märkten spielen lokale nationale Angebote eine weitaus größere Rolle.

Netflix vs. Prime Video

Im Vergleich dieser beiden Streamingdienste liegt Prime Video in Spanien und Deutschland laut Omdia-Erhebung im April 2024, wenn auch knapp, vor Rivalen Netflix. In Japan ist der Vorsprung von Prime Video sogar sehr deutlich. In anderen Märkten hat Netflix im speziellen Duell dieser beiden globalen Streaminggrößen deutlich die Nase vorn, etwa in Frankreich, Großbritannien oder Brasilien.

FAST in Amerika besonders beliebt

Auch in Europa sind FAST Channels längst omnipräsent, doch die Debatte möglicherweise größer als die Nutzung. Erfolgreicher ist das werbefinanzierte Streamingangebot in den preisempfindlicheren Märkten in Lateinamerika. Dort wie auch in den USA tauchen bekannte Marken wie Pluto TV oder Samsung TVPlus in den Top10 der meistgenutzten Video Services auf, in Europa (noch) nicht. 

Disney+ besonders im Spanischen erfolgreich

Es verwundert nicht, dass Disney+ hier bei der Conecta in Toledo einen großen Aufschlag macht und gleich zwei neue Produktionen vorstellt: In Spanien und Mexiko ist der Streamingdienst stärker genutzt als anderswo - und will aus dieser Positionierung offensichtlich mehr machen, etwa mit der ersten werktäglichen Telenovela, die gerade in Vorbereitung ist.

Social Media vs. Streamingdienste

In Lateinamerika (Mexiko, Brasilien) liegen neben dem überall dominierenden YouTube mit TikTok und Instagram Reels zwei weitere Social Media-Plattformen weit vorne, wobei allerdings in Brasilien Instagram führt, in Mexiko TikTok. Auch in den USA ist Social Media Content weit vorn. In Europa, auch in Asien, sind es Streamingdienste oder Mediatheken linearer Sender.