Seit Freitag rollt der Ball in Deutschland: 51 Spiele werden in den kommenden vier Wochen bei der Europameisterschaft ausgetragen - und ein Großteil davon wird im frei-empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. Dass es nicht alle Spiele sind, mag aufmerksame Beobachter durchaus überraschen, schließlich hatte die Deutsche Telekom als Rechteinhaber noch vor drei Jahren angekündigt, mit ARD, ZDF und RTL entsprechende Deals geschlossen zu haben, wonach jede der 51 Partien - parallel zu MagentaTV - auch im Free-TV übertragen werden.
Der Plan sah wiefolgt aus: Jeweils 17 Spiele sollten bei den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern sowie bei RTL gezeigt werden. Exklusive Spiele bei MagentaTV waren demnach nicht vorgesehen. Doch seit der damaligen Ankündigung ist hinter den Kulissen offenbar noch einmal neu verhandelt worden. Das ursprüngliche RTL-Paket ist inzwischen auf zwölf Spiele zusammengeschrumpft. Die Rede ist plötzlich nur noch von zehn Vorrundenspielen sowie einem Achtel- und einem Viertelfinal.
Im Vergleich zum ursprünglichen Plan hat der Privatsender nicht nur vier Spiele der Gruppenphase abgegeben, sondern auch ein Achtelfinale. Diese Partien laufen nun doch nicht im Free-TV, sondern ausschließlich bei MagentaTV, wo man sich also zumindest - wie erstmals am Samstagnachmittag beim Spiel der beiden deutschen Gruppengegner - über ein wenig Exklusivität freuen kann.
Zu den Hintergründen der noch einmal justierten Vereinbarung mit der Telekom hält sich RTL bedeckt - allerdings handelt es sich bei den Partien der Vorrunde ohnehin vor allem um Parallelspiele, die aus Quotensicht für den Kölner Sender nur bedingt attraktiv gewesen wären, so wie die Begegnung zwischen den deutschen Gruppengegnern Schottland und Ungarn, die am 23. Juni zeitgleich zum Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz angesetzt ist. Wie unattraktiv manche Parallelspiele aus Quotensicht sind, musste Sat.1 vor acht Jahren bei der Fußball-EM in Frankreich leidlich erfahren: Damals erreichten gleich mehrere Übertragungen weniger als eine Million Fans.
Auf die Anpassung des diesjährigen EM-Deals angesprochen, ist RTL versucht dann auch, den Stellenwert herunterzuspielen. "Die Neuverteilung der EM-Spiele haben RTL und MagentaTV bereits im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz im vergangenen August kommuniziert", erklärte ein RTL-Sprecher auf DWDL.de-Nachfrage. "Zugleich haben wir verkündet, dass wir rund um das gesamte Turnier eng zusammenarbeiten werden."
Tatsächlich gehen RTL und die Telekom während der Europameisterschaft eine ungewöhnlich tiefgreifende Kooperation ein, die ein gemeinsames TV-Studio und die Nutzung weiter Teile der Produktionsinfrastruktur vorsehen. Sogar ihr On-Air-Personal teilen sich beide Partner. Ein echtes Novum, das bei der ursprünglichen Vereinbarung vor drei Jahren sicher noch nicht absehbar war.