Zwischenzeitlich konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass der NDR und Funk den Mantel des Schweigens über "STRG_F" ausbreiten wollen, so lange hörte man nichts mehr von dem Reportage-Format. Das letzte neue Video erschien Ende vergangenen Jahres, am 10. Januar kündigte man dann, die Kritik von Rezo und die zunächst völlig schiefgelaufene eigene Reaktion darauf, zunächst aufarbeiten zu wollen, ehe man mit dem nächsten Video fortfahren werde. "Dafür nehmen wir uns in der aktuellen Winterpause Zeit", hieß es. Dann herrschte öffentlich über Monate Funkstille - bis man nun am heutigen Freitag überraschend den Abschlussbericht veröffentlichte.
Auf diesen 17 Seiten mangelt es nicht am Eingeständnis von Fehlern, die damals begangen wurden. Man listet akribisch und geradezu minutiös die Vorgänge und Fehler auf, die beim Video "More Nutrition - Wie ehrlich sind die Versprechen?", dem nachfolgenden Podcast und dem eigenen Statement-Video als Reaktion auf Rezos Kritik gemacht wurden. Auch auf die Kritik an der "Superreichen-Doku" wird detailliert eingegangen. All das ist nun nachzulesen im PDF, das Funk auf seiner Website veröffentlicht hat. Unklar bleibt allerdings, wieso diese Aufarbeitung so viel Zeit in Anspruch genommen hat.
Eine kritische Auseinandersetzung beispielsweise mit den Strukturen, in denen es erst zu den beschriebenen Umständen hat kommen können, findet zumindest in dem Bericht kaum statt, auch auf grundsätzlichere Kritik am Journalismus von "STRG_F" wird nicht eingegangen. Wie "Übermedien" berichtet, wurde die Form der Aufarbeitung auch intern kritisiert, der Personalrat bemängelte demnach, dass das Verfahren intransparent, der Untersuchungsauftrag unklar war - und dass man die Untersuchung größtenteils intern durchgeführt habe, statt von vornherein auf externe Expertise zu setzen.
Doch was kam nun bei der Untersuchung heraus? In dem Bericht kommt man zu dem Schluss, dass "eine Ursache für viele Fehler im Statement-Video eine mangelnde Fehlerkorrektur und eine reflexhafte Verteidungshaltung" gewesen seien. "Die Redaktion hätte innehalten müssen, um die Fehler zu klären, die eigene Haltung zu reflektieren und angemessen dazu zu kommunizieren", heißt es weiter. Eine weitere Ursache für Fehler sei der zu hohe Output von "STRG_F", wo fast wöchentlich neue Videos erschienen, offenbar ohne ausreichende personelle Ausstattung. Daher wolle man nun umsteuern.
Konkret heißt das, dass "STRG_"F künftig pro Jahr etwa ein Drittel weniger Videos produzieren werde, nämlich nur noch 30 statt bislang 43. Dies solle "mehr Zeit für Recherchen, Prüfverfahren und Quellentransparenz" schaffen. Künftig soll generell weniger mit der heißen Nadel gestrickt werden. Es gibt mehr Vorlaufzeit für die Videos, bei Presseanfragen will man auf längere Antwortfristen achten und neben der redaktionellen und juristischen Abnahme sollen Videos künftig vor Veröffentlichung generell einem "journalistischen Faktencheck" durch eine nicht an der Recherche beteiligte Kollegin oder einen Kollegen unterzogen werden. Um mehr Transparenz zu schaffen, werde man die Quellen, auf die sich die Recherche stützen, in einem eigenen Dokument offenlegen und auch Recherchewege und andere Hintergründe aufzeigen.
Um die interne Fehlerkultur zu verbessern, wolle man "Räume und Formate im Arbeitsalltag" schaffen, um über Fehler zu sprechen - etwa in Konferenzen und zusätzlich in sogenannten "Fuck-Ups", bei denen Kolleginnen und Kollegen von ihren Fehlern erzählen sollen. Auch wolle man mehr Kritikerinnen und Kritiker von außen in die Redaktionskonferenzen einladen. Generell wolle man "für eine Atmosphäre sorgen, in der alle den Mut haben, zu Fehlern zu stehen und aus ihnen zu lernen".