In den vergangenen Jahren hat der chronisch klamme SR etliche Sparrunden hinter sich gebracht - nun steht die nächste an. Intendant Martin Grasmück hat einen sogenannten Strategie- und Maßnahmenplan für die Zukunft der Anstalt vorgelegt und diesen neben der Belegschaft auch bereits dem Rundfunkrat präsentiert. Der Plan sieht Einsparungen in allen relevanten Bereichen vor, allen voran bei der technischen Infrastruktur, Gebäuden und beim Personal. Und dann soll auch beim Programmetat gespart werden - alleine hier 6 Millionen Euro in der kommenden Beitragsperiode 2025 bis 2028. Die "Saarbrücker Zeitung "berichtet, dass sich das Sparvolumen insgesamt auf 18 bis 22 Millionen Euro belaufen soll. 

Man wolle mit dem Sparplan rechtzeitig agieren und sich an die finanziell "herausfordernden Rahmenbedingungen" anpassen, heißt es aus dem Sender. So sollen 17 weitere Stellen bis Ende 2028 abgebaut werden, aktuell gibt’s beim Saarländischen Rundfunk 553 Stellen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben und für die besonders betroffenen, freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern will man "alternative Einsatzmöglichkeiten" suchen. 

SR-Intendant Grasmück machte allerdings auch klar, dass es ohne Einsparungen im Programm nicht gehen wird. "Neue Programmangebote sind nur möglich, wenn im Gegenzug ergänzend auch Umschichtungen vorgenommen oder sogar auf bestehende Angebote verzichtet wird", erklärte er. Programmdirektor Lutz Semmelrogge hat daher eine neue Strategie entwickelt. Diese sieht vor, dass sich der SR inhaltlich künftig auf die Zeitschiene zwischen 18 und 20 Uhr konzentriert. 

Streichkonzert in TV und Hörfunk

Mit der "Wir im Saarland"-Schiene und dem "Aktuellen Bericht" sendet man bereits aktuell etwas mehr als eine Stunde eigenes Vorabend-Programm. Dabei soll es auch bleiben. Durch den Fokus wird die Primetime, in der man ohnehin viele Sendungen des SWR übernimmt, weiter ausgedünnt - das trifft vor allem die Formate am Donnerstag. So sollen die Sendungen "Saar3" und "Saartalk" ab dem kommenden Jahr nicht fortgeführt werden, die "Saarbrücker Zeitung" berichtet darüber hinaus auch vom Aus von "Saarthema". Öffentlichen Diskurs soll es aber auch künftig im SR geben, betont die Anstalt und verweist auf entsprechende Formatentwicklungen. Neben den genannten Sendungen wird auch die SR/SWR-Kabarettsendung "Alfons und die Gäste" Ende 2025 eingestellt. 

"Obwohl wir das meiste Geld bei den Themen Infrastruktur, Verwaltung und Produktion einsparen wollen, werden wir auch in unserem Programmangebot Einschnitte vornehmen müssen."
SR-Intendant Martin Grasmück


"Eine Einstellung von ‘Alfons und Gäste’ bedeute jedoch kein Ende der Zusammenarbeit mit Emmanuel Peterfalvi alias Alfons. Er solle mit seiner deutsch-französischen Biografie ein Gesicht des Saarländischen Rundfunks bleiben und zum Beispiel den traditionellen SR-Gesellschaftsabend im Hörfunk weiterhin moderieren", so SR-Programmdirektor Lutz Semmelrogge. Trotz der massiven Streichungen will man die hohen Reichweiten in TV und Hörfunk weiter halten und gleichzeitig die Akzeptanz in den digitalen Angeboten ausbauen und neue junge Zielgruppen erschließen. Ein "zentrales Budget" will man in der Programmdirektion auch weiterhin zur "Fortführung und Entwicklung von Angeboten für das Netz oder die ARD Mediathek beziehungsweise ARD Audiothek" vorhalten. 

Doch es kommt zu weiteren Einsparungen. So muss auch die Deutsche Radio Philharmonie – bereits von SR und SWR gemeinsam getragen und in Rheinland-Pfalz und dem Saarland aktiv – einen nicht näher bezifferten Sparbeitrag leisten. Weitere Einsparungen und Umschichtungen in den Programmbereichen betreffen im Hörfunk Auftragsproduktionen oder ergeben sich durch die Übernahme der Abendstrecken im ARD-Verbund im Rahmen der ARD-Reformagenda. Wie die "Saarbrücker Zeitung" berichtet, sollen die Nachrichten von SR1, SR2 und SR3 zusammengelegt werden. Lutz Semmelrogge: "Mit den Maßnahmen wollen wir uns noch stärker auf den Kern unseres Programmauftrags konzentrieren, und wir erarbeiten uns im Gegenzug Handlungsfähigkeit und Spielraum für gutes Programm in der Zukunft." 

"Dramatischer Wandel"

Verwaltungs- und Betriebsdirektor Alfred Schmitz warnte nun auch direkt, dass das alles nur der Anfang sein werde, sollte die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags nicht wie von der KEF empfohlen ab Anfang 2025 kommen. Der SR geht bei den jetzt kommunizierten Maßnahmen nämlich davon aus, dass die Beitragserhöhung um 58 Cent auf dann 18,94 Euro monatlich, wie von der KEF vorgeschlagen, auch tatsächlich kommt. Sollte dies nicht geschehen, seien weitere Sparmaßnahmen erforderlich, so Schmitz. Da sich etliche Länder bereits gegen eine Erhöhung ausgesprochen haben, ist derzeit nicht davon auszugehen, dass der Rundfunkbeitrag bereits zum Jahreswechsel angehoben wird. Das Bundesverfassungsgericht könnte die Erhöhung, wie beim letzten Mal, aber mit einigen Monaten Verzug anordnen - sofern die Öffentlich-Rechtlichen gegen die Nicht-Erhöhung ab 2025 vorgehen. 

"Der Saarländische Rundfunk muss vielen Herausforderungen zeitgleich begegnen. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und diverse Prozesse und Projekte gestartet, um künftig noch effektiver Programm in einer sich stark verändernden Medienlandschaft produzieren zu können. Obwohl wir das meiste Geld bei den Themen Infrastruktur, Verwaltung und Produktion einsparen wollen, werden wir auch in unserem Programmangebot Einschnitte vornehmen müssen. [...] Der Strategie- und Maßnahmenplan ist Ausdruck unserer Verantwortung gegenüber dem Sender, dem Programm, den Mitarbeitenden und den Menschen im Land", sagt Intendant Martin Grasmück, der nach Angaben der "Saarbrücker Zeitung" aber auch von einem "dramatischen Wandel" sprach, in dem man sich befinde.