Kurz vor Weihnachten überraschte die RTL Group mit der Ankündigung, ihr niederländisches Geschäft verkaufen zu wollen. Für 1,1 Milliarden Euro soll RTL Nederland an das flämische Medienunternehmen DPG Media gehen - vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen (DWDL.de berichtete). Tatsächlich könnte der Milliarden-Deal genau daran noch scheitern, denn am Freitag hat die niederländische Wettbewerbsbehörde ACM bekanntgegeben, dass weitere Untersuchungen zur geplanten Übernahme erforderlich sind.

"Die RTL Group arbeitet weiterhin uneingeschränkt mit der niederländischen Wettbewerbsbehörde ACM zusammen", erklärte die RTL Group in einem Statement. "Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass die geplante Transaktion von den zuständigen Behörden genehmigt und im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen wird." Ursprünglich hatte das Unternehmen gehofft, die Transaktion bis Mitte des Jahres über die Bühne zu bringen. Gut möglich, dass es nun länger dauern wird - oder der geplante Deal sogar abgeblasen werden muss.

Anfangs hatte die RTL Group noch versucht, RTL Nederland mit dem Konkurrenten Talpa Network zu fusionieren. Schon damals spielte die niederländische Wettbewerbsbehörde nicht mit und erteilte den Plänen Anfang 2023 eine Absage, weil sie die Aufseher um die Stellung des fusionierten Unternehmens auf dem niederländischen TV-Werbemarkt sorgten (DWDL.de berichtete). Dass die RTL Group ihr Geschäft in den Niederlanden jetzt gänzlich verkaufen will, ist als Konsequenz darauf zu sehen. Schon 2022 hatte RTL sein Belgien-Geschäft unter anderem an DPG Media verkauft - man weiß also, was man aneinander hat.

Als Teil der Verkaufsvereinbarung hatten sich die RTL Group und DPG Media für RTL Nederland auf eine strategische Partnerschaft in den Bereichen Technologie, Werbevermarktung und Content verständigt. Demnach sollen die Dienstleistungsverträge für RTL Nederland in den Bereichen Streaming-Technologie, Sendeausspielung und internationale Werbevermarktung für mindestens drei Jahre verlängert werden und die Sendergruppe Zugang zur Werbetechnologie der RTL-Group-Tochter Smartclip erhalten. Zudem ist ein Erstzugriffsrecht auf neu entwickelte Programme der RTL Group geplant. Eine separate Markenlizenz-Vereinbarung sieht darüber hinaus vor, dass DPG die Marke "RTL" in den Niederlanden bis mindestens Ende 2034 nutzen wird. 

Thomas Rabe © Bertelsmann/RTL Thomas Rabe
Ob es wirklich dazu kommt, werden die kommenden Monate zeigen. Thomas Rabe, CEO der RTL Group, dürfte hoffen, dass die Medienhüter ihm nicht erneut einen Strich durch die Rechnung machen. "Seit mehreren Jahren sagen wir, dass Marktkonsolidierung in der europäischen TV-Industrie notwendig ist, um im Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen bestehen zu können", sagte er schon vor einem halben Jahr. "Nachdem unsere ursprüngliche Konsolidierungsstrategie für die Niederlande im Januar 2023 von der Wettbewerbsbehörde blockiert wurde, ist nun der Verkauf an DPG Media die beste strategische Option für RTL Nederland und alle Stakeholder des Unternehmens."