Betrachtet man die Internetseite des Angebots von Sport1 Extra, so kommt man vermutlich nicht drum herum zu sagen, dass die Plattform schon seit einiger Zeit ein eher trauriges Dasein fristet. Zu den dort unter anderem promoteten Inhalten zählt etwa Live-Sport aus der Welt des Eishockey, doch nach Rechteverlusten (u.a. wanderten die Weltmeisterschaften zu Sportdeutschland.TV und Seven.One) ist vom Pucksport so wenig übrig geblieben, dass auf vereinzelte Spiele der Svenska Ligan aus dem Jahr 2022 verwiesen wird.

 

Noch verwaister ist der komplette Bereich "Motorsport" (einst "betankt" mit NASCAR Cup Series, IndyCar Series oder FIM Speedway), unter dessen Reiter das Medienunternehmen jetzt zugibt: "There is No Content Available" – übrigens exakt vier Mal. Einzig die Bereiche Darts, Fußball und Volleyball sind aktuell noch mit etwas Leben gefüllt und so erscheint es doch sinnvoll, dass die komplette Plattform in wenigen Wochen schließt. Denn mit der Rückgabe der Pay-TV-Rechte der Volleyball-Frauen-Bundesliga verschwindet auch der letzte Kerninhalt von Sport1 Extra. Sport1 Extra stirbt rund zweieinhalb Jahre nach dem Start.

Die Plattform lebte von Beginn an maßgeblich von den Volleyball-Inhalten. Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass der damalige Vorstandsvorsitzende der Sport1 Medien AG, Olaf Schröder, noch voller Zuversicht und Zufriedenheit auf das damals junge Projekt blickte. Er sagte: "Der gelungene Start und besonders der Zuspruch der Volleyball-Community spornen uns an, das hochwertige Angebot gemeinsam mit der Volleyball Bundesliga weiter voranzutreiben und mit voller Kraft zu bewerben."

Sport1 spricht nun von einer "neuen Bewegtbildstrategie": Sport1 Extra wird zum Ende des laufenden Monats der Strecker gezogen. Die Mediathek auf Sport1.de soll neue und "zentrale Bewegtbild-Destination" im Web und der App werden. "Über das neue integrierte Angebot der Sport1.de Mediathek mit optimierter Struktur und vielen weiteren Inhalten wird Sport1 zum Launch gesondert informieren", heißt es.

Die veränderte Sport1-Bewegtbild-Strategie, zu der ja auch die Rückgabe der Volleyball-Pay-TV-Rechte an die Liga gehört (Dyn springt hier ein), kommt wenige Monate nachdem sich die Eigentümerverhältnisse beim Sportunternehmen geändert haben. Die türkische Mediengruppe Acunmedya ist im Spätwinter eingestiegen und hält nun 50 Prozent der Anteile. Schon nach dem Einstieg von Acunmedya war zu hören, dass man Sport1 für Unterhaltungsformate öffnen will – angekündigt wurde etwa eine deutsche Version des Sport-Reality-Formats "Exatlon". Darüber hinaus sind weitere Formate von Acunmedya geplant – Details gab es diesbezüglich aber nicht.

 

So steht weiterhin die Frage im Raum, wie groß der Fokus von Sport1 auf klassischen Live-Sport noch ist. Vor rund einem Monat war vom Sender bereits zu vernehmen, dass man an seinem Erfolgsformat "Doppelpass" auch dann festhalten wolle, wenn man entsprechende Bewegtbildpakete von der Deutschen Fußball Liga (DFL) gar nicht mehr erwirbt. Wie viel Geld der Sender, der früher als DSF bekannt wurde, nun investiert hätte, ist weiter unklar. Das entsprechende Paket für das Verwertungsfenster am Sonntagmorgen/-vormittag und -frühnachmittag wurde noch gar nicht ausgeschrieben, die Auktion ist nach Streitigkeiten zwischen Liga und DAZN bekanntlich gestoppt.

Jene Zweifel, die es bezüglich künftiger großer Sport-Investitionen schon im Februar gab, dürften nach dem Ende von Sport1 Extra nun eher größer als kleiner geworden sein.