Für Vodafone als größten Kabelnetzbetreiber des Landes sind es derzeit die Wochen der Wahrheit: Mit dem Wegfall des sogenannten Nebenkostenprivilegs können viele Millionen Kabel-Haushalte ab Juli frei entscheiden, ob sie weiterhin das TV-Signal von Vodafone beziehen wollen, ob sie auf eine der Alternativen - etwa aus dem IPTV-Bereich - ausweichen, oder ob sie vielleicht ganz auf ein lineares TV-Signal verzichten. In diesem scharfen Wettbewerbsumfeld kann es sicher nicht schaden, technisch nochmal nachzurüsten. Und tatsächlich bringt man nun gerade noch rechtzeitig ab dem 28. Mai eine neue Generation seiner GigaTV-Boxen an den Start.
Geben wird es sie in zwei Varianten: Neben dem normalen "Giga TV Home" gibt es auch die deutlich größere Box "Giga TV Home Sound", die mit monatlich fünf Euro zusätzlich zu Buche schlägt. Sie unterscheidet sich technisch - wie der Name schon nahelegt - durch das eingebaute Soundsystem und bringt drei Lautsprecher und einen Subwoofer mit. Dafür hat man mit Bang & Olufsen zusammengearbeitet, für ein raumfülendes Klangerlebnis soll Dolby Atmos sorgen. Vodafone verspricht damit zur anstehenden EM "Stadion-Atmosphäre" schaffen zu können. Ein teures Soundsystem kann die Box freilich wohl kaum ersetzen, eine deutliche Verbesserung zum normalen Ton des Fernsehers sollte aber natürlich spürbar sein.
Obendrein besitzt sie auch noch die Funktionen eines Smart Speakers mit, der dann etwa Alexa oder eine ähnliche Alternative ersetzen soll. Da man auf Android als Betriebssystem setzt, lässt sich über die Box der Google Assistant ansprechen. Weil man auf Android setzt, lassen sich über den Play Store auch die üblichen Android-Apps beispielsweise der Streamingdienste laden. Und noch eine Neuerung: Vodafone hat künftig nicht mehr getrennte Boxen für jene, die ihr TV-Signal via TV-Kabel und jene, die ihr TV-Signal über IPTV empfangen.
Mit der neuen Box lassen sich lineares Fernsehen, die eigenen Aufnahmen, die Mediatheken sowie Apps über eine einheitliche Oberfläche ansteuern und bedienen - das Interface wirkt dabei auf den ersten Blick aufgeräumt. Eine laut Vodafone "ausgefeilte Empfehlungslogik" soll passende Inhalte vorschlagen - wie gut das funktioniert, lässt sich freilich aktuell noch kaum beurteilen. Wer weniger auf Algorithmen baut, kann aber auch auf die Vorschläge der Vodafone-TV-Redaktion setzen, die im Hauptmenü zu finden sind. Eine Suchfunktion soll über alle Inhalte und Plattformen hinweg funktionieren, dazu kommen inzwischen übliche Komfort-Features wie Replay und Timeshift.
Neu ist, dass die Box nun ohne Festplatte daherkommt, wodurch sie deutlich kleiner wird. Aufnahmen werden dementsprechend nicht mehr lokal gespeichert, sondern in der Cloud - was den großen Vorteil mit sich bringt, dass sie künftig von jedem Endgerät aus abrufbar sind. Es gibt allerdings auch wichtige Einschränkungen, auch über die begrenzte Aufnahmedauer von maximal 200 Stunden hinaus: Aufnahmen verschwinden in der Regel automatisch nach 90 Tagen - Hier handle es sich um eine Vorgabe der Sender, so Vodafone. Manche Sender lassen sich obendrein auch gar nicht aufnehmen, etwa alle Sky-Sender. Auch bei Regionalsendern komme es zu Einschränkungen.
"Mit dieser TV-Neuheit gehen wir beim Fernsehen jetzt in die Offensive. Wir bringen TV in höchster Qualität und deutlich einfacher zu unseren Kunden – ganz egal ob sie beim Fernsehen auf Kabel oder Internet setzen", sagt der neue Vodafone Deutschland-Chef Marcel de Groot. Und Marc Albers, kommissarischer Leiter des Privatkunden-Geschäfts, ergänzt: "Das neue GigaTV wird unsere Kunden überzeugen. Sie ist moderner, übersichtlicher, schicker und in dieser Form einmalig im deutschen TV-Markt. Auch im ‚Maschinenraum‘ haben wir viel optimiert und damit die Stabilität deutlich erhöht."
Stolz ist man bei Vodafone unterdessen auch darauf, dass man bei den neuen Boxen auf Nachhaltigkeit geachtet habe. Beide Varianten haben vom TÜV Rheinland das "Green Product Mark" als Gütesiegel für Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz erhalten. Der Energieverbrauch sei bei Giga TV Home sechsmal, bei Giga TV Home Sound viereinhalbmal geringer als beim angestrebten EU-Standard. Zudem bestehe das Gehäuse aus über 95 Prozent recyceltem Plastik.