Es ist eine Kehrtwende mit interessanter Signalwirkung, die man im deutschen Produktionsmarkt mit Erleichterung aufnehmen wird. Nachdem Sky und Paramount+ den Ausstieg aus der fiktionalen Auftragsproduktion in Deutschland angekündigt haben, lässt eine Beobachtung aus dem Hause Warner Bros. Discovery aufhorchen: Anke Greifeneder, zuletzt Vice President Original Productions im deutschsprachigen Raum, hat das Unternehmen nicht wie geplant verlassen.
Bei der Ankündigung ihres Abschieds im vergangenen Oktober teilte Warner Bros. Discovery auf Nachfrage mit, Greifeneder werde das Haus Ende März 2024 verlassen. Intern schrieb Greifeneder damals: "Ich bedanke mich für das mir entgegengebrachte Vertrauen, die kreative Freiheit und mein grandioses Team, das jedes Abenteuer mit offenem Herzen mitgegangen ist. Meine Leidenschaft bleibt es, Geschichten zu erzählen."
"Ich habe in meiner langen Karriere wenige Menschen kennengelernt, die eine derartige Spürnase für dem Zeitgeist entsprechende Geschichten haben wie Anke – und sie hat es geschafft, diese Geschichten in einer Qualität zu erzählen, die ihresgleichen sucht", erklärte Gerhard Zeiler, President International bei Warner Bros. Discovery, im vergangenen Oktober in der hausinternen Mitteilung zum Abgang der Kollegin.
Anke Greifeneder war 16 Jahre im Haus, vormals Turner, unterwegs und verantwortete über die Jahre den Aufbau der fiktionalen Auftragsproduktionen im Pay TV und realisierte zahlreiche Fernsehserien, darunter mehrfach ausgezeichnete Produktionen wie "Add a Friend", "4 Blocks" oder "Para - wir sind King". Ihr Ausscheiden wurde im vergangenen Herbst entsprechend ernüchtert aufgenommen in der Produktionslandschaft.
Doch nun kam es anders. Greifeneder hat den Posten doch nicht geräumt, ist weiter an Bord. Entsprechende Informationen des Medienmagazins DWDL.de bestätigt eine Sprecherin von Warner Bros. Discovery am Mittwoch auf Anfrage kurz und knapp. Es habe seitens Warner Bros. Discovery die Gelegenheit gegeben, ein Herzensprojekt zu realisieren, heißt es im Haus. Deswegen habe sich Greifeneder entschlossen, zu bleiben.
Angesichts ihres Track Records bei fiktionalen Produktionen bewerten das einige Kreative und Produzentinnen und Produzenten in der Branche, mit denen DWDL.de am Mittwoch sprach, als durchaus positives Signal, auch weil ihr angekündigter Abgang schon als Ende der fiktionalen Ambitionen bewertet wurde. Daher jetzt durchaus Freude, einerseits persönlich aber auch für die Auftragsbücher. Ob diese Serien dann weiterhin nur für die Pay-TV-Sender der Gruppe entstehen oder doch noch der Streamingdienst Max seinen Weg nach Deutschland finden wird - bleibt unklar.