Veränderung ist die Konstante in der Geschichte des deutschen Nickelodeon, da bleibt man sich treu. Zuletzt war es mehrfaches Rebranding des Kindersenders aus dem Hause Paramount, von Nick zu Nickelodeon und zurück. Diesmal ist es eine tiefergreifendere Antwort auf die Herausforderungen im deutschen Markt: Paramount hat sich mit Super RTL, inzwischen vollständig Teil von RTL Deutschland, auf den Verkauf des Senders verständigt. Das bestätigen beide Unternehmen gegenüber DWDL.de.

Vom "Erwerb eines Rechtepakets" ist die Rede, was kleiner klingt als es ist: Super RTL soll dem Deal zufolge die etablierte Satellitenfrequenz von Nickelodeon übernehmen und den Sender nach einer Übergangszeit dann unter der eigenen Marke Toggo betreiben, weiter aber überwiegend beliebte Nickelodeon-Serien wie u.a. "Paw Patrol", "SpongeBob Schwammkopf" oder "Willkommen bei den Louds" zeigen. Die Sendermarke Nickelodeon verschwindet aus dem deutschen FreeTV. Paramount zieht sich aus dem werbefinanzierten Kinderfernsehen zurück und setzt in Deutschland im Kids-Segment ganz auf die Streamingdienste Paramount+ und Pluto TV.

Thorsten Braun © RTL / Annette Etges
"Durch den Ausbau der Partnerschaft mit Nickelodeon und Paramount bietet Super RTL seinem jungen Publikum einen noch reichhaltigeren Schatz hochwertiger Kinderprogramme. Durch die Übernahme der Satellitenfrequenz entsteht ein neuer wertvoller Toggo-Touchpoint für die Zielgruppe drei bis 13 Jahre. Dies passt hervorragend in die Strategie, die Marke Toggo über möglichst viele Kanäle und Plattformen hinweg für Kinder präsent und erlebbar zu machen, sagt Thorsten Braun. 

Der ist inzwischen Chef Marketing, Brand & Consumer Products Officer bei RTL Deutschland, war aber bis Ende 2023 Geschäftsführer von Super RTL. Ein Indiz, dass die Verhandlungen zwischen den beiden Häusern doch schon länger liefen. Auf Seiten von Paramount erklärt Michael Keidel, Vice President Ad Sales, Affiliate & Streaming Partnerships in Northern, Central & Eastern Europe den Deal. 

Michael Keidel © Bernd Jaworek
"Durch die strategische Partnerschaft mit Super RTL haben die beliebten Nickelodeon-Charaktere und -Geschichten für Kinder in Deutschland weiterhin einen festen Platz im Free-TV. Dies fügt sich perfekt in unsere Strategie ein, die Fans über zahlreiche reichweitenstarke Touchpoints zu unterhalten. Dazu gehören unser Premium-Streamingdienst Paramount+, unser kostenloses, werbefinanziertes Streamingangebot Pluto TV und unsere Pay-TV-Kanäle", so Keidel.

Touchpoints hier, Touchpoints dort. Für Paramount dürfte die Trennung vom werbefinanzierten Nickelodeon-Sender im derzeit schwierigen Werbeumfeld keine allzu schwere Entscheidung gewesen sein. Der Kindersender wird bislang von Visoon vermarktet. Dort hat man zwar Erfahrung mit einem sehr divers aufgestellten Portfolio an Sendermarken, doch ein Solitär wie das Kinderprogramm Nickelodeon hat es ungleich schwerer als andere Kanäle, die zumindest eine erwachsene Zielgruppe gemein haben.

Toggo 2019 © Super RTL
Obgleich Wettbewerber, gab es auch zuletzt schon Content- und Lizenz-Deals zwischen Paramount und Super RTL, etwa seit 2016 bei "Paw Patrol" und 2021 bei "SpongBob Squarepants". Fremd war man sich also nicht. Doch wird Super RTL nun Nickelodeon übernehmen dürfen? Das Vorhaben steht unter dem Vorbehalt der Freigabe des Bundeskartellamts - und dort hängt alles ab von der Frage: Wie eng definieren die Wettbewerbshüter den Kinderwerbemarkt?

Die RTL Group wurde zuletzt im europäischen Ausland oft durch altmodische Definitionen gebremst. Im werbefinanzierten Kinderfernsehen verbliebe nach der Übernahme von Nickelodeon durch Super RTL nur der Disney Channel als kommerzieller Wettbewerber von relevanter Größe, doch im Digitalen kämpfen bekanntlich längst weit mehr Plattformen und Angebote um die Gunst junger Mediennnutzerinnen und -nutzer. Einmal mehr wird eine Entscheidung des Bundeskartellamts zur TV-Branche auch zu einer Grundsatzentscheidung darüber, ob dieses Internet inzwischen Relevanz besitzt.