Überraschungen sind bei Bundesliga-Rechte-Auktionen nie ausgeschlossen, doch auf diesen Verlauf hätte wohl niemand getippt. Die DFL hat die Auktion nämlich außerplanmäßig gestoppt, weil es mächtigen Ärger mit DAZN (schon aktuell Bundesliga-Medienpartner mit Liverechten am Freitag und Sonntag) gibt. Der Streamingdienst soll der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) über ein Frankfurter Anwaltsbüro ein Beschwerdeschreiben zukommen haben lassen, in dem es heißt, die Liga habe beim laufenden Tender gegen deutsches und europäisches Kartellrecht verstoßen. Darüber berichtet u.a. die "Frankfurter Rundschau". Dem Artikel zufolge soll DAZN der Ansicht sein, das finanziell überlegene Angebot für Bundesliga-Paket B abgegeben zu haben. Dieses Paket, das knapp 200 Live-Spiele am Freitagabend und Samstagnachmittag umfasst, wurde nach DWDL-Infos direkt am Montag zum Auftakt der Auktion ausgeschrieben.



Die DFL soll von DAZN dann binnen 24 Stunden eine Bankgarantie gefordert haben – eine "harte Patronatserklärung" seitens DAZN sei von der Fußballliga derweil nicht akzeptiert worden, berichtet die "FR". Die dann in Folge nachgelieferte Garantiezusage der Investmentfirma Access Industries sei von der DFL abgelehnt worden. Die "FR" zitiert entsprechend aus dem Anwaltsschreiben, in dem es heißt, die DFL fordere unverhältnismäßige finanzielle Zusicherungen.

Die Ablehnung des Nachweises der Zahlungsfähigkeit sei derweil "ein Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung der DFL". Das Anwaltsbüro wirft der Fußballliga zudem "ein rechtswidriges Verhalten" vor. "Bild" berichtet von einem DAZN-Schreiben, das auch an die 18 Profi-Vereine ging und in dem es heißt: "Für dieses unwirtschaftliche Verhalten haben wir keine andere Erklärung als die, dass die DFL-Geschäftsführung das Ergebnis bereits vorweggenommen hatte, um Rechtepaket B in unzulässigerweise Weise an den von ihr bevorzugten Bieter zu vergeben." Das sei, so die DAZN-Darstellung, nun auch passiert. Offenbar hat Sky den Zuschlag für Paket B erhalten.

DAZN aber will dies nicht akzeptieren, wie es in einem von CEO Shey Segev unterschriebenem Papier heißt: Man sei bereit, droht der DAZN-Boss, "uns aller verfügbaren und behördlichen Mittel zu bedienen und die Vergabe des Rechtepakets B einschließlich Einstweiliger Verfügungen und behördlicher Maßnahmen anzufechten".

Die Liga weist derweil in einem Statement vom Mittwochabend umfänglich zurück. Darin heißt es, die "Unterstellungen und Vorwürfe" von DAZN seien "unzutreffend, haltlos und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück. Das Schreiben der DAZN Group Limited enthält zudem eine Vielzahl von unrichtigen Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten." Die Liga werde sich diesbezüglich auch gegenüber dem Kartellamt äußern. "Um die Rechts- und Prozesssicherheit des Verfahrens zu schützen, haben sich das DFL-Präsidium und die DFL-Geschäftsführung dazu entschlossen, das Verfahren gemäß den anwendbaren Verfahrensregeln vorläufig auszusetzen."



In dieser Woche wollte die Liga eigentlich alle Live-Pakete vergeben. In welcher Reihenfolge dies passiert, wurde nie offiziell bestätigt. Die DFL teilte gegenüber DWDL.de vergangene Woche lediglich mit, dass man grob gesagt von groß nach klein gehe. Der eingangs angestrebte Zeitplan, nämlich eine Vergabe bis Ende April, ist nun aber nicht mehr zu halten.