Der MDR ordnet seine Progammspitze neu. Klaus Brinkbäumer, seit 15. Januar 2021 Programmdirektor des MDR, gibt sein Amt zum 1. Mai überraschender Weise ab. Darauf habe man sich "einvernehmlich verständigt", teilte der ARD-Sender am Dienstagvormittag mit. Die Entscheidung lief ganz offenbar zumindest nicht vollständig gegen seine eigenen Pläne, wie er in einem Statement wissen ließ: "Künftig möchte ich mich weniger mit Konferenzen und Strukturen und stattdessen mit Recherchen, Inhalten, Reisen, Menschen befassen."



Dazu passt: Brinkbäumer, dessen Amtszeit eigentlich bis Anfang 2026 gelaufen wäre, wird auch künftig für den MDR arbeiten, allerdings in anderer Funktion. Es heißt, er solle als Moderator ("Riverboat"), Filmemacher sowie als Experte für Außen- und Weltpolitik beim MDR eingesetzt werden. Dem MDR, so scheint es, kommt die Entscheidung gerade recht. Ziemlich unverblümt dankte Intendant Ralf Ludwig, dass er sich "mit dem vorzeitigen Verzicht in den Dienst des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" und "insbesondere des MDR" stelle. 

Brinkbäumers Verzicht auf den Posten ermögliche "bereits jetzt" eine "strategische Option angesichts der wirtschaftlichen und publizistischen Rahmenbedingungen perspektivisch auch im Direktorium unsere Strukturen zu überprüfen und gegebenenfalls für die Zukunft anzupassen." Die Führung der Programmdirektion Leipzig wird ab Mai zunächst kommissarisch besetzt: Brinkbäumers Aufgaben soll Jana Brandt übernehmen, zusätzlich zu ihren Aufgaben als Programmdirektorin Halle. Dass es auch künftig zwei getrennte Programmdirektionen gibt, ist mit diesem Tag somit zumindest ein Stück weit unwahrscheinlicher geworden. Auf DWDL-Nachfrage heißt es von der ARD-Anstalt, dass zwar abzuwarten bleibe, wie es weitergehe. 

Klar sei aber: "Die wirtschaftlichen und publizistischen Rahmenbedingungen für den MDR machen strukturelle Veränderungen, Synergien, Bündelungen bzw. Zusammenlegungen notwendig. Dies gilt auch in anderen Bereichen des MDR, wie z.B. gerade in der MDR-Verwaltungsdirektion zu beobachten, in der wir zwei Hauptabteilungen zusammenführen." Solche Überlegungen dürften auch für das Direktorium nicht ausgeschlossen sein.

Übrigens: Nachträglich anders gelesen werden kann nun auch die Headline eines DWDL-Interviews mit Brinkbäumer. In diesem sagte er: "Zur Transformation gehört Verzicht." Eine Programmentscheidung für etwas Neues bedeute oft, dass man etwas anderes sein lassen müsse, erklärte Brinkbäumer vor etwas mehr als einem halben Jahr. 

In Brinkbäumers Amtszeit fiel nicht zuletzt die Übernahme des ARD-"Mittagsmagzins" vom RBB. Seit diesem Jahr zeichnet bekanntlich der MDR für die Umsetzung des inzwischen fast zweistündigen ARD-Programms verantwortlich.