In einem "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" kritisieren nach eigenen Angaben vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Medien den Status Quo. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliere seinen Kernauftrag aus den Augen, Grenzen zwischen Stimmungsmache und Berichterstattung würden verschwimmen, heißt es da. Und weiter: "Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt." Menschen mit vermeintlich abweichenden Meinungen würden diffamiert und mundtot gemacht.
Es sind schwere Anschuldigungen, die die Unterzeichnenden dieses Manifests gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk richten. Blickt man die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer fällt auf, dass ein Großteil davon gar nicht direkt in den Diensten von ARD, ZDF oder Deutschlandradio steht. Es sind Musiker, Schauspielerinnen oder auch Wissenschaftler. Andere Personen, die das Manifest unterzeichnet haben, sind keine aktiven Mitarbeitenden der Öffentlich-Rechtlichen mehr - sie waren es aber mal.
Zu den Unterzeichnenden gehören unter anderem der ehemalige ARD-Talker Jürgen Fliege und die Kabarettistin Lisa Fitz, aber auch die frühere Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates, Cornelia Nenz. Auf der Liste findet sich aber auch beispielsweise die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, die sich in der Vergangenheit gleich zu mehreren Themen fragwürdig bis falsch geäußert hatte. Aus Angst vor beruflichen Konsequenzen hätten viele nur anonym unterzeichnet, heißt es in einer Pressemitteilung zum Manifest.
Initiator des Manifests ist laut Website-Impressum Ole Skambraks, selbst ein ehemaliger SWR-Mitarbeiter. Der machte vor wenigen Jahren Schlagzeilen, weil die Trennung zwischen Sender und ihm alles andere als leise ablief. Nach der Veröffentlichung eines Blogposts, in der er scharfe Kritik an der Corona-Berichterstattung auch des SWR übte, warf der Sender ihm damals vor, durch die öffentlichen Äußerungen und "falsche Tatsachenbehauptungen" den Betriebsfrieden gestört zu haben. Kurz danach erfolgte die Kündigung durch den SWR, nach Unternehmensangaben aber nicht wegen der kritischen Äußerungen, sondern weil sich Skambraks nicht an Absprachen gehalten haben soll (DWDL.de berichtete).
Die Verfasser des Manifests loben die grundsätzliche Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und wollen ihn auch beibehalten - ebenso die Beitragsfinanzierung. Sie verlangen unter anderem die Einbindung von Beitragszahlern nicht nur in die Kontrollgremien, sondern auch in Programmentscheidungen. Außerdem will man, dass die Öffentlich-Rechtlichen komplett auf Werbung verzichten und ihre Programme nicht nach Einschaltquoten bewerten. Grundsätzlich sollten die Sender zu Inhalten zurückkehren, "die den im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen wie Meinungsvielfalt, Pluralität und Ausgewogenheit entsprechen."
Eine weitere konkrete Forderung ist nach Angaben der Initiatoren in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) entstanden. Gemeinsam will man demnach erreichen, dass alle relevanten Initiativen, die sich für Veränderungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzen, in einem sogenannten Medienkonvent zusammenkommen und "Antrieb einer grundlegenden Erneuerung des Systems werden". Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sollen ebenfalls daran teilnehmen.