3,85 Milliarden Euro Umsatz hat ProSiebenSat.1 im abgelaufenen Geschäftsjahr gemacht, das waren 7 Prozent weniger als noch 2022. Organisch lag das Minus bei 4 Prozent. Das adjusted EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 578 Millionen Euro und damit gut 100 Millionen unter dem Vorjahreswert. Insgesamt machte der Konzern einen Verlust (net income) in Höhe von 134 Millionen Euro, das ist deutlich mehr als im Vorjahr (49 Millionen Euro Verlust). Überraschungen sind das jedoch nicht, hat ProSiebenSat.1 diese Zahlen vor wenigen Wochen doch schon einmal auf vorläufiger Basis kommuniziert. Der Medienkonzern bestätigte nun auch noch einmal, dass es Ende des vergangenen Jahres wieder deutlich besser gelaufen war als noch im ersten Halbjahr.
Gleichzeitig hat ProSiebenSat.1 seine Netto-Finanzverschuldung verbessert. Die Finanzverbindlichkeiten lagen bei 1,55 Milliarden Euro und damit rund 4 Prozent unter dem Vorjahr. Der Verschuldungsgrad (Verhältnis von Netto-Finanzverbindlichkeiten zum adjusted EBITDA der vergangenen 12 Monate) lag bei 2,7x und damit im für das Jahr 2023 angestrebten Korridor von 2,5x bis 3x. Eigentlich will ProSiebenSat.1 eine Bandbreite von 1,5x bis 2,5x erreichen, für 2024 erwartet man aber erneut einen Verschuldungsgrad zwischen 2,5x und 3x. Zurückzuführen ist das auf die Tatsache, dass man im laufenden Jahr mehr investieren will und gleichzeitig einen gleichbleibenden Gewinn erwartet.
Angesichts dieser Zahlen und weil man die Netto-Finanzverschuldung so niedrig wie möglich halten will, schlägt der Konzern der Hauptversammlung eine ziemlich niedrige Dividende in Höhe von 0,05 Euro je Aktie vor. Dies entspricht einer erwarteten Gesamtzahlung von rund 11 Millionen Euro und einer Ausschüttungsquote von 5 Prozent. Auf diesem Niveau lag die Dividende auch bereits im vergangenen Jahr. Nun muss der Vorschlag noch von den Aktionärinnen und Aktionären auf der Hauptversammlung angenommen werden, diese findet Ende April statt.
Dass es gegen Ende des Jahres 2023 wieder besser gelaufen ist, führt man in Unterföhring auch auf die Entwicklung bei Joyn zurück. So habe sich die Zahl der monatlichen Nutzerinnen und Nutzer um 30 Prozent auf 6,3 Millionen erhöht. Gleichzeitig wuchsen die AVoD-Umsätze im vierten Quartal um 37 Prozent. In Summe lagen die digitalen & smarten Werbeerlöse 2023 in der DACH-Region um 10 Prozent über Vorjahr. Ihr Umsatzbeitrag bezogen auf die Werbeumsätze in der DACH-Region lag damit bei 16 Prozent.
Insgesamt verzeichnete das Segment Entertainment im letzten Jahr einen Umsatzrückgang von 11 Prozent auf 2,57 Milliarden Euro. Hauptgrund sind die Rückgänge der Gesamt-Werbeerlöse um 6 Prozent, getrieben durch die lineare TV-Werbung. Im wichtigen vierten Quartal stiegen die Umsätze aus Werbung aber wieder leicht an, insofern ist es für den Konzern ein positives Zeichen. Organisch betrug das Minus im Bereich Unterhaltung übrigens "nur" 7 Prozent. Zurückzuführen ist das auf die Tatsache, dass man das US-Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios zum 1. Juli 2022 verkauft hat. Dieses hatte in der ersten Jahreshälfte 2022 noch 136 Millionen Euro zum Segmentumsatz beigetragen.
Probleme im Dating-Bereich
Während man sich weiter auf das Kerngeschäft der Unterhaltung konzentriert, macht der Bereich Dating & Video Probleme. Hier gingen die Umsätze im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 434 Millionen Euro zurück. ProSiebenSat.1 führt als Gründe nicht nur ein wettbewerbsintensives Marktumfeld und die rückläufige Nutzung der Video-Angebote in den USA an, sondern auch das 2022 eingeführte Gesetz für faire Verbraucherverträge in Deutschland. Letzteres habe vor allem die Abo-Modelle der Plattformen Parship und ElitePartner betroffen und sich negativ ausgewirkt.
Der Umsatz des Segments Commerce & Ventures wuchs 2023 zweistellig und lag bei 844 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 757 Mio Euro. Umsatztreiber waren einmal mehr Verivox und flaconi: Verivox profitierte seit Jahresbeginn 2023 von der Entspannung an den Energiemärkten und flaconi wuchs auch wegen der hohe Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten im Online-Beauty-Markt. Damit habe das starke Wachstum im Digital Platform & Commerce-Portfolio den erwarteten Umsatzrückgang des Erlebnis- und Freizeitgeschäfts von Jochen Schweizer mydays sowie des Media-for-Revenue- und Media-for-Equity-Geschäfts der SevenVentures mehr als kompensieren können, heißt es.
Außerdem teilte der Konzern am Donnerstagmorgen mit, dass man gut in das laufende Jahr gestartet sei - auf dieser Grundlage hat man die vor wenigen Wochen abgegebene Prognose für das Gesamtjahr nun noch einmal bestätigt. So erwartet ProSiebenSat.1 für 2024 einen leicht gesteigerten Konzernumsatz von 3,95 Milliarden Euro, wobei man Schwankungen in Höhe von +/- 150 Millionen Euro für möglich hält. Das angepeilte Wachstum hängt sehr von der Entwicklung der Entertainment-Werbeerlöse ab: So geht man aktuell von einem Wachstum der Werbeeinnahmen von rund 2 Prozent aus. Während sich die darin enthaltenen TV-Werbeerlöse stabil entwickeln sollten, dürften die digitalen & smarten Werbeerlöse deutlich steigen. Beim adjusted EBITDA peilt ProSiebenSat.1 575 Millionen Euro an (+/- 50 Millionen).
"Unsere Strategie mit Joyn zahlt sich nun aus"
ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets betont in einem Statement vor allem die Wichtigkeit von Joyn: "Unsere Strategie mit Joyn im Zentrum zahlt sich nun aus. Das zeigt die positive Entwicklung, vor allem im vierten Quartal. Unser Ziel ist es, die Nutzung und Nutzerbasis von Joyn mit zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr weiter zu steigern. Wir sind fest davon überzeugt, dass ein kostenfreies Angebot zentriert auf einer Plattform der Schlüssel zum Erfolg ist. Dabei setzen wir verstärkt auf lokale und Live-Inhalte, um unsere TV-Sender zu stärken sowie Joyn zu skalieren. In diesem Bereich investieren wir 2024 deutlich mehr. Exklusive Inhalte sind der Treiber, um die Monetarisierung unserer Reichweite weiter zu verbessern – sowohl im klassischen TV als auch bei unseren digitalen Angeboten. Mit unserem Fokus auf Entertainment geht einher, dass wir die Möglichkeiten prüfen, Wert aus unseren nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen zu generieren – sofern es das Marktumfeld zulässt."
Und Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, ergänzt: "Nach einem erfolgreichen Jahresendspurt sind wir gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. Wir haben 2023 wichtige Weichen gestellt, um wieder zu wachsen. Auch wenn das makroökonomische Umfeld herausfordernd bleibt, rechnen wir für 2024 mit einer positiven Entwicklung der Werbeumsätze in der DACH-Region. Gleichzeitig wollen wir in diesem Jahr die Ertragskraft von ProSiebenSat.1 weiter festigen und 80 Mio Euro mehr in lokale Inhalte investieren. Dazu werden wir unser Cash- und Kostenmanagement konsequent fortsetzen. Eine solide finanzielle Basis ist die Voraussetzung für unser Wachstum."