"SZ"-Chefredakteur Wolfgang Krach hat sich erneut zu der internen Überprüfungen von Mail- und Telefonverbindungen geäußert - inzwischen bedauert der Journalist die Aktion. Die Überprüfung in der Redaktion fand statt, weil Informationen aus einer Redaktionskonferenz an die Öffentlichkeit gelangten. Das Branchenmedium "Medieninsider" berichtete ausführlich über die Sitzung - Krach stimmte sich daraufhin mit dem Betriebsrat ab und ließ die Daten der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchleuchten. 

Nachdem die Aktion publik wurde, rechtfertige sich Krach damit, dass man weder Mails gelesen noch Telefonate abgehört habe. Es sei lediglich um die Überprüfung des Datenverkehrs gegangen. Gefunden wurde der mutmaßliche Maulwurf übrigens nicht. Inhaltlich ging es bei der Redaktionskonferenz um den Umgang der "SZ" mit der Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Damals wurde ihr von "Medieninsider" ein teilweise unsauberer Umgang mit Quellen vorgeworfen. 

Vom Betriebsrat der "SZ" hieß es zuletzt bereits, man würde eine solche Aktion nicht noch einmal befürworten. Und nun lenkt auch Krach ein. Wie er gegenüber dem "Spiegel" bestätigt, habe er in einer Redaktionskonferenz am Mittwoch sein Bedauern über die Späh-Aktion zum Ausdruck gebracht. "Die Verletzung des Redaktionsgeheimnisses ist für uns nicht hinnehmbar. Trotzdem war es nicht verhältnismäßig, mithilfe technischer Mittel nach demjenigen zu suchen, der diese Informationen nach außen weitergegeben hat", räumt der "SZ"-Chefredakteur gegenüber dem Nachrichtenmagazin ein. 

Man habe damals aus dem Augenblick heraus sowie aus der Empörung darüber, dass jemand das Herz der Redaktion abhöre, gehandelt. "Aber wir haben zu wenig im Blick gehabt, dass uns als investigativem Medium vorgeworfen werden kann, mit zweierlei Maß zu messen: dass wir einerseits von Leaks journalistisch profitieren, aber andererseits versuchen, das Leck zu finden, wenn wir selbst Opfer eines solchen Angriffs geworden sind."