Foto: Medientage MünchenWie Premiere am Dienstag Vormittag mitteilte, hat der Vorstandsvorsitzende Georg Kofler ein über die Fernsehholding S.a.r.l. gehaltenes Aktien-Paket von mehr als 11 Millionen Aktien an dem Bezahlsender in den Verkauf gegeben. Das Aktienpaket entspricht 11,6 Prozent des Grundkapitals der Premiere AG. Mit dem Angebot richtet sich Kofler nach Premiere-Angaben an institutionelle Investoren. Die Transaktion wird von Goldmann Sachs als alleinigem Manager begleitet. Mit dem Verkauf könnte Kofler rund 190 Millionen Euro erlösen. Als weiteren Schritt sah Kofler zunächst eine Investition in Höhe von zunächst mindestens zehn Millionen Euro in Premiere-Aktien zum Platzierungspreis vor und konkretisierte die Zahl im Laufe des Dienstags auf 20 Millionen. Das enspricht rund 1,3 Millionen Premiere-Aktien. Kofler bekräftigte seine Investition in den Sender auszubauen.

Der Senderchef gibt an, mit diesem Verkauf seine Flexibilität als Unternehmer und Investor verbessern zu wollen. Er bleibt Vorstandsvorsitzender des Senders. "Bisher war die Beweglichlichkeit meiner Premiere-Aktien durch ein Mezzanine-Darlehen, das Teil meines Einstiegspakets als Investor war, erheblich eingeschränkt", sagte Kofler und stellte klar, dass er an die Zukunft von Premiere glaube und auch zukünftig in das Unternehmen investieren werde. Ein Großteil des Aktienpakets war fremdfinanziert. Koflers Erlös aus dem Verkauf schätzen Experten - nach Abzug des Fremdkapitals - auf rund 100 Millonen Euro.

Unmittelbar nach der Meldung brach die Aktie am Markt zunächst um mehr als neun Prozent ein, konnte sich aber inzwischen wieder deutlich erholen. Erst zum Ende der vergangenen Woche kletterte der Premiere-Kurs auf den Jahresanfangswert, da der Sender eine umfassende Kooperation mit dem Bezahlsender Arena ankündigte. Auch wenn Kofler bekräftigt, sich nicht aus dem Sender zurückziehen zu wollen, deutet die Börse den Verkauf eines derart großen Paketes als Signal.

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Durch die Einigung mit Arena wurde dem Unternehmen kürzlich der Rücken gestärkt.Die Übertragung der Bundesliga innerhalb der Plattform Premiere gilt als einer der wichtigsten Programmbestandteile des Pay-TV-Anbieters. Im Zuge der Einigung veräußerte Premiere 16,7 Prozent seiner Anteile an den Kabelnetzbetreiber Unity Media, die von einem unabhängigen Finanzinstitut weisungsfrei verwaltet werden. Auch wenn Börsen-Experten die heftigen Reaktionen auf den Verkauf für übertrieben halten, sind sie zu Teilen nachvollziehbar. Schließlich ist der Börsenwert von Premiere seit jeher starken Schwankungen unterlegen. Zudem kann der Verkauf eines größeren Aktienpaketes durch den Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens auch als Signal für einen Rückzug interpretiert werden. Auch wenn Kofler sein Vertrauen in Premiere und seinen Verbleib bei der Bezahlfernseh-Plattform bekräftigt, wird allenthalben über einen Rückzug spekuliert.

Auch von einem "Rückzug auf Raten" ist Medienberichten zu Folge die Rede. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sieht in dem Deal ein Alarmzeichen. Unter anderem wird Kofler bereits mit einem Posten bei der ProSiebenSat.1 Media AG nach der Zusammenlegung mit der SBS Broadcasting in Verbindung gebracht.