Eine "heute"-Berichterstattung der zurückliegenden Woche rund um die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechts hat Peter Voß auf den Plan gerufen. Der ehemalige SWR-Intendant, der früher auch das "heute journal" moderierte und stellvertretender Chefredakteur des ZDF war, gab seine Gedanken zur "heute"-Sendung vom vergangenen Donnerstag preis und nannte schon die Eröffnung "ein politisches Bekenntnis". Moderatorin Barbara Hahlweg ("sonst eher auf Versachlichung bedacht") sagte in dieser "Deutschland steht auf gegen Rechtsextremismus".
Dieser Satz störte Voß, da es sich seiner Ansicht nach "um Wunschdenken" handelt. Zudem erscheint Voß das Statement der Nachrichtenpräsentatorin auch ungewollt anmaßend, würde es doch viele, die bei den Demos nicht mitmachten, "verbal ausschließen". Der frühere SWR-Intendant kommt also zum Schluss: Nein, Deutschland stand nicht auf. Voß führte an, dass es unwahrscheinlich sei, dass AfD-Wähler gegen sich selbst aufgestanden sind. "Es sei denn, Barbara Hahlweg hätte sagen wollen, dass nicht nur die AfD mit ihren Mitgliedern, sondern auch deren Wähler nicht zu Deutschland gehören."
Im Grunde befassen sich Voß' Ausführungen also einerseits mit der Forderung nach absoluter sprachlicher Genauigkeit in öffentlich-rechtlichen Nachrichten, andererseits aber auch damit, wie viel Kommentierung in Sendungen wie "heute" gewollt ist. Für Voß ist die Antwort auf die Frage klar. Von den Medien und ganz besonders von den öffentlich-rechtlichen Sendern "brauchen wir (…) weder flammende Bekenntnisse noch naheliegende Annahmen". Er wolle "nüchterne Situationsbestimmungen unter Abwägung aller relevanten Fakten und Argumente" – und zwar auch solche, die den vermeintlich falschen Leuten nützen würden.
Ansonsten, so schreibt es Voß, in der "FAZ", verkämen Nachrichten zum Instrument "aufklärerisch verkleideter Bevormundung und machen erst recht den Hetzern und Scharfmachern jeder Sorte das Spiel".