Jetzt ist der kurzzeitige Netflix-Schock endgültig vorbei: Bereits im vergangenen Jahr kam der Streamingdienst wieder zurück auf die Wachstumsstraße. Mit den Zahlen des nun abgelaufenen vierten Quartals hat der US-Konzern aber selbst die Erwartungen von Börsenanalysten um ein Vielfaches übertroffen. 13,1 Millionen Kundinnen und Kunden gewann der Streaminganbieter in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 hinzu, insgesamt zählte Netflix damit rund 260 Millionen zahlende Kunden. Analysten hatten dagegen nur mit einem Plus von knapp neun Millionen gerechnet, im Vorjahreszeitraum gewann Netflix 7,7 Millionen Kundinnen und Kunden hinzu.
Dieses Wachstum sorgte auch für einen spürbaren Umsatzschub: Der Umsatz im vierten Quartal lag bei 8,83 Milliarden US-Dollar, das ist ein Plus in Höhe von 12,5 Prozent im Jahresvergleich. Der Nettogewinn lag bei 938 Millionen nach 55 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Für das erste Quartal im laufenden Jahr peilt Netflix den Sprung über die 9-Milliarden-Marke an und will 9,24 Milliarden Dollar Umsatz machen.
Als Hauptgrund für das überraschend starke Wachstum nennt Netflix den Kampf gegen das Teilen von Passwörtern. Hier haben die Bemühungen der letzten Monate, Userinnen und User zur Kasse zu bitten, ganz offenkundig Früchte getragen. Inzwischen sei das Bezahlen von geteilten Zugängen der Normalzustand, teilte Netflix bei der Vorlage seiner Geschäftszahlen mit. Damit habe man nun eine deutlich breitere Basis, um auch in Zukunft wachsen zu können.
Und Netflix macht keinen Hehl daraus, auch 2024 deutlich wachsen zu wollen. "Wir starten in das Jahr 2024 mit einem guten Momentum", heißt es in dem Brief an die Aktionäre. Man plane für das laufende Jahr ein zweistelliges prozentuales Wachstum beim Umsatz. Helfen soll dabei auch der Ausbau der Werbung, für die man ein "starkes Wachstum" prognostiziert - allerdings noch auf einem vergleichbar niedrigen Niveau. Zuletzt hatte man in vielen Ländern, auch in Deutschland, vergünstigte Abos eingeführt, bei denen die Kundinnen und Kunden Werbung sehen. Mittelfristig sei es das Ziel, die Werbeeinnahmen zu einem substanziellen Umsatzstrang weiterzuentwickeln.
Mehr Live-Unterhaltung und Sport
Inhaltlich setzt man neben einer Stärkung des Kerngeschäfts aus Filmen und Serien auch auf einen Ausbau, allen voran im Bereich Live-Entertainment und Sport. So wird Netflix unter anderem ein Show-Tennismatch zwischen Rafael Nadal und Carlos Alcaraz zeigen. Gerade erst wurde außerdem bekannt, dass der Streamingriese einen milliardenschweren Deal mit der WWE abgeschlossen hat, durch den künftig zahlreiche Wrestling-Übertragungen auf der Plattform landen werden - und dass in allen Teilen der Welt (DWDL.de berichtete). Welche Auswirkungen das auf Deutschland haben wird, ist noch unklar.
Und auch bei den Abos wird es künftig mal wieder zu Änderungen kommen. Netflix hat angekündigt, die Basic-Tarife in einigen Ländern demnächst auslaufen zu lassen, in Kanada und Großbritannien soll das schon im zweiten Quartal dieses Jahres passieren. Die Überlegung dahinter: Die Kundinnen und Kunden sollen für die teureren Abos entweder mehr zahlen oder in den Werbetarif wechseln, der mehr Umsatz pro Nutzer verspricht. In Kanada ist das Abo schon seit einiger Zeit nicht mehr buchbar, nun soll es also ganz abgeschafft werden.
In Deutschland verlangt Netflix 4,99 Euro für ein Werbe-Abo. Den Basic-Tarif ohne Werbung für 7,99 Euro gibt es zwar noch, aber nur noch für Bestandskunden - Neukunden können ihn seit einiger Zeit nicht mehr auswählen. Gut möglich also, dass dieser Tarif auch hierzulande bald ganz wegfällt. Der nächste werbefreie Tarif kostet aktuell 12,99 Euro. Ausgeschlossen ist auch nicht, dass Netflix bei den einzelnen Tarifen erneut an der Preisschraube dreht, dazu gab es jetzt aber noch keine konkreten Ankündigungen.