Der Generaldirektor der Schweizer SRG, Gilles Marchand, übergibt seinen Posten demnächst an einen Nachfolger oder Nachfolgerin, das hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt jetzt bekanntgegeben. Gilles wäre eigentlich noch bis Anfang 2027 im Amt gewesen, weil das Unternehmen aber vor politisch unsicheren Zeiten steht, wollte man an der Führungsspitze Klarheit für die kommenden Jahre haben. 

Konkret muss sich die SRG einer erneuten Volksabstimmung stellen, die von den Rechtspopulisten der SVP initiiert wurde. Die Partei will die Rundfunkgebühren von aktuell 335 Franken jährlich auf 200 Franken kürzen. Schon in der Vergangenheit waren die Gebühren deutlich abgesenkt worden, von zunächst 451 auf 365 und dann eben die bis heute gültigen 335 Franken. Das Parlament wird sich 2025 mit der Initiative befassen, die Abstimmung ist für 2026 geplant. In der Folge wird 2027 die neue Konzession der SRG verhandelt und 2028 beschlossen. 

"Während dieser langen Periode muss die SRG auf eine stabile und langfristig orientierte Generaldirektion zählen können", heißt es vom Unternehmen. Und in der Tat käme ein Wechsel an der Führungsspitze ausgerechnet Anfang 2027 mit dem vorgelagerten Wahlkampf ungünstig für das Unternehmen. Würde Marchand im Amt bleiben, müsste sich die SRG bereits 2026 um eine Nachfolgeregelung kümmern - also mutmaßlich mitten in der für das Unternehmen wichtigen Abstimmungsperiode. 

Der Verwaltungsrat und der Generaldirektor, so heißt es nun, hätten unter diesen Umständen gemeinsam festgelegt, den Nachfolgeprozess vorzuziehen. Ein neuer Generaldirektor bzw. Generaldirektor soll spätestens Anfang des kommenden Jahres übernehmen. Die Stelle wird nach SRG-Angaben daher schnellstmöglich ausgeschrieben. 

Gilles Marchand selbst spricht von der "bestmöglichen Entscheidung im Interesse des Unternehmens". Der SRG-Chef weiter: "Die SRG muss sich auf einen neuen Zyklus vorbereiten, mit der Abstimmung über die Initiative, den Verhandlungen über die neue SRG-Konzession und der Ausarbeitung einer neuen mittelfristigen Finanzplanung." Und Jean-Michel Cina, Präsident des SRG-Verwaltungsrats, ergänzt: "Die grossen Herausforderungen, die in den nächsten fünf Jahren auf die SRG zukommen, müssen von einer Generaldirektion geleitet werden, die sich mit einem genügend grossen Vorlauf voll und ganz und über einen längeren Zeitraum engagieren kann. Wir haben deshalb gemeinsam entschieden, den personellen Wechsel vorzuziehen. Ich möchte Gilles Marchand herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz im Dienste des Service public danken, insbesondere auch dafür, dass er sich bis zur Regelung der Nachfolge weiterhin voll und ganz für die SRG einsetzt."

Gilles Marchand steht bereits seit dem Jahr 2001 in den Diensten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Schweiz. Zwischen 2001 und 2010 war er Direktor von Télévision Suisse Romande (TSR) und von 2010 bis 2017 Direktor von Radio Télévision Suisse (RTS). Im Oktober 2017 wurde er Generaldirektor der SRG, als solcher machte er bereits die sogenannte "No Billag"-Initiative mit. Damals stimmten die Schweizerinnen und Schweizer mit großer Mehrheit gegen die Abschaffung der Rundfunkgebühren. Nun also ein neuer Anlauf, nur geht es eben nicht um eine Abschaffung, sondern um eine drastische Reduktion der Gebühren.