Mit knapper Mehrheit hat der ZDF-Fernsehrat Anfang Dezember zwei Programmbeschwerden zu der "ZDF Magazin Royale"-Folge angenommen, in der sich Jan Böhmermann dem Thema rituelle Gewalt widmete. Das ZDF nahm die Folge daraufhin aus der Mediathek (DWDL.de berichtete). Nun wollen allerdings vier Mitglieder des Fernsehrats, darunter auch die stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Becker und Katrin Kroemer, dass sich das Gremium bei der nächsten Sitzung Mitte März 2024 dem Thema erneut annimmt.
In einem Schreiben an die Vorsitzende des Fernsehrats fordern sie, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen oder es alternativ durch den Ausschuss Strategie und Koordination beraten zu lassen. Viel spannender als die Forderung der vier Mitglieder des Gremiums ist aber die Begründung, die sie abliefern. Durch sie wird nun nämlich deutlich, wie die Sitzung des Fernsehrats am 8. Dezember abgelaufen ist.
Die vier Mitglieder des Fernsehrats kritisieren etwa, dass zu dem genannten Fall auf der Sitzung "keine ordnungsgemäße Behandlung" stattgefunden habe. "Der Vorsitzende des zuständigen Programmausschusses hat nicht wie üblich über Beschluss und Begründung des Ausschusses (Zurückweisung der Programmbeschwerde, einstimmig bei sechs Enthaltungen) berichtet, sondern eine ausführliche persönliche Erklärung abgegeben, weshalb der Beschwerde aus seiner Sicht stattgegeben werden solle."
Klar war bereits, dass sich der Programmausschuss gegen die Beschwerden stellte, auch Intendant Norbert Himmler konnte ihnen nichts abgewinnen. Dass der Fernsehrat ihnen dennoch zustimmte, war äußerst überraschend. Die vier Mitglieder kritisieren nun, dass durch die Ausführungen des Programmausschuss-Vorsitzenden der Eindruck entstanden sei, dies sei die Auffassung eben des gesamten Ausschusses. Zudem sei die Abstimmung zum Thema von "großer Konfusion" geprägt gewesen. Das führen die vier Mitglieder des Gremiums auch auf den Streik bei der Deutschen Bahn zurück, dadurch habe die Sitzung hybrid stattgefunden. Zudem sei das digitale Abstimmungstool nicht genutzt worden. Mehrfache Versuche von Teilnehmenden, sich zu Wort zu melden, seien nicht gesehen oder gehört worden.
"Inzwischen hat das Thema auch in zahlreichen Medien für Unverständnis und negative Schlagzeilen über einzelne Mitglieder und das Gremium insgesamt gesorgt und insbesondere Betroffene zeigen sich entsetzt", schreiben die vier Fernsehrats-Mitglieder in dem Brief an die Vorsitzende des Gremiums. Gleichzeitig stellen sie klar, dass es allen Mitgliedern des Fernsehrates unbenommen sei, eine individuelle Entscheidung über jeden Sachverhalt zu treffen. "Aber sie sollte den Richtlinien entsprechen und auf Fakten basieren, nicht auf emotionalen Reaktionen."