Der "größte Relaunch aller Zeiten", wie Filmpool-Geschäftsführer Vittorio Valente ihn nannte, sollte die Serie "Köln 50667" eigentlich retten. Doch acht Monate nachdem die Handlung aus der titelgebenden Innenstadt nach Köln-Mülheim zog, steht fest: RTLzwei hat den Glauben an einen Erfolg der Anfang 2013 gestarteten Daily verloren und wird die Produktionsverträge entsprechend nicht verlängern, wie DWDL.de exklusiv erfahren hat. Cast und Crew wurden darüber am Dienstag informiert.
Malte Kruber, Programmdirektor Entertainment bei RTLzwei, bestätigt das auf Anfrage und sagt: "'Köln 50667' war lange Zeit eine der prägenden Formatmarken des Senders. Wir haben gemeinsam mit Filmpool viel versucht, um an frühere große Erfolge anzuknüpfen. Das ist nicht ausreichend gelungen. Der Abschied fällt uns schwer." In Richtung aller Mitwirkenden sagt Kruber: "Ihr könnt den Vorhang mit stolz erhobenem Haupt fallen lassen." Bis der Vorhang fällt, dauert es allerdings noch einige Monate. Nach aktuellem Planungsstand wird die letzte Folge der Serie im Frühsommer 2024 zu sehen sein.
Für die Produktionsfirma Filmpool ist es freilich ein Rückschlag nach jüngst einigen Erfolgen. Nicht nur das tägliche Programm "Full House" (Vox) wurde in eine zweite Staffel geschickt, auch Sat.1 hat längst grünes Licht gegeben für 80 weitere Folgen der bayerischen Vorabenddaily "Die Landarztpraxis" mit Caro Frier und anderen. Ab Anfang 2024 soll gedreht werden. Dennoch schmerzt das nahende Ende von "Köln 50667".
Filmpool-Geschäftsführer Vittorio Valente sagt zu DWDL.de: "Für uns als Produzent ist 'Köln 50667' ein echtes Herzensprojekt und das Aus trifft uns hart." Mehr als elf Jahre lang habe man die Serie für RTLzwei produzieren dürfen: Gestartet wurde rund eineinhalb Jahre nach "Berlin – Tag & Nacht", in Zeiten großer Erfolge solcher "authentischer Dailys", wie manche sie nannten, weil sich Darstellung und Erzählweise doch deutlich von etablierten Soaps unterschieden. Wie bei "Berlin – Tag & Nacht" erreichten die stärksten Folgen des Formats in der Anfangszeit Zielgruppen-Marktanteile von 17 Prozent oder gar etwas mehr.
Dass speziell die ganz junge Zielgruppe, die die Filmpool-Soaps seit jeher am Meisten ansprach, inzwischen weniger linear fernsieht, hat "Köln 50667" deutlich getroffen. Entsprechend war es im vergangenen Winter der Plan, das Format mit seinen neuen Geschichten etwas erwachsener zu positionieren. Funktioniert hat das nicht. Rund ein Drittel der Reichweite ging in diesem Jahr nochmals verloren, bei den 14- bis 49-Jährigen wurde die grob anvisierte Marke von vier Prozent Marktanteil deutlich verfehlt. Aktuell liegt das Format bei knapp unter drei Prozent, vier Zehntel unter den Werten von 2022, die damals die Notwendigkeit eines radikalen Umbruchs erkennen ließen.
Zumindest bei Filmpool-Chef Valente hat die Faszination "Köln 50667" noch nicht aufgehört. Er lässt Raum für Spekulationen bezüglich der Zukunft, wenn er zu DWDL.de sagt: "Auch wenn die linearen Quoten zuletzt rückläufig waren, ist 'Köln 50667' bei RTL+, YouTube sowie Social Media noch immer sehr erfolgreich und eine starke, spannende Marke." Bei RTL+ gehörte "Köln 50667" mit zu den gefragtesten Programmen, bei YouTube hat der Kanal der Serie rund 800.000 Abonnenten. Die für YouTube neu zusammengesetzten Episoden der Serie erreichen dort binnen weniger Tage sechsstellige Abrufzahlen. Dem Instagram-Account von "Köln 50667" folgen mehr als 400.000 Personen, bei Facebook hat die Serie rund 1,3 Millionen Followerinnen und Follower.
Malte Kruber muss indes ein Rezept für den wochentäglichen 18-Uhr-Sendeplatz bei RTLzwei finden und dort ein Programm positionieren, das auch als Lead-In von "Berlin – Tag & Nacht" funktioniert. "Der 18-Uhr-Sendeplatz bleibt für RTLzwei sehr wertvoll. 'Köln 50667' wird einen würdigen Nachfolger bekommen", sagt Kruber.