Seit Dienstag wird im Spiegel Verlag gewählt. In der Geschäftsführung der Mitarbeiter KG sind zwei der fünf Positionen neu zu vergeben. Neben den bisherigen Inhabern dieser Posten - Armin Mahle und Thomas Darnstädt - stehen auch drei weitere Verlagsmitarbeiter zur Wahl. Um die Gunst ihrer Kollegen kämpfen Marianne Wellershoff, Leiterin der Abonnenten-Beilage "Kultur-Spiegel", der außenpolitische Redakteur Manfred Ertel und Gabor Steingart, Leiter des Hauptstadtbüros des Blattes.
Der Mitarbeiter KG des Verlages gehören 50,5 Prozent der Anteile des Medien-Unternehmens. Mit ihrer Mehrheit kann die KG gemeinsam mit dem 25,5prozentigen Eigner Gruner + Jahr alle relevanten Entscheidungen - zum Beispiel Personalien wie Verlags-Geschäftsführung und Chefredakteur - fällen, ohne die Interessen der Erbengemeinschaft Augstein zu berücksichtigen, die über 24 Prozent der Anteile verfügt. Die Mitarbeiter KG gehört, wie der Name bereits sagt, den Mitarbeitern des Verlages. Sie wurde 1974 von Rudolf Augstein gegründet, der seinen Angestellten zunächst die Hälfte seiner Firma schenkte. Nach seinem Tod wurden die Anteile aufgestockt.
Besonders die Kandidatur Gabor Steingarts um den Posten in der Geschäftsführung der Mitarbeiter KG sorgte bereits im Vorfeld für Schlagzeilen, da er unter anderem in einem Brief an die Mitarbeiter die Absetzung des Verlagsgeschäftsführers Karl Dietrich Seikel durch die bisherige KG-Geschäftsführung verurteilte. Seikel war ein Weggefährte des Blattgründers Rudolf Augstein und führte den Verlag in alter Manier. Seinen Posten bekam der jüngere Verlagsmanager Mario Frank, der die Produkte des Verlages in eine andere Richtung führen will. Ein Weg, der auch Chefredakteur Stefan Aust (Bild) nicht behagt.
Kandidat Gabor Steingart nun steht im Ruf, Austs Protektorat zu genießen. Deshalb stößt es im Verlag nicht allzu angenehm auf, dass derjenige, der auf den Posten des Chefredakteurs schielt ins Gremium einziehen will, das diesen Posten mit vergibt. Die Abstimmung im Verlag läuft bis zum 20. März.