Nein, mangelndes Durchhaltevermögen kann man ProSieben bei dem Versuch, ein wöchentliches Magazin zu etablieren, nicht vorhalten: Seit nunmehr 26 Monaten ist "Zervakis & Opdenhövel. Live." bei ProSieben zu sehen, doch bis zuletzt gelang es nie, ein größeres Publikum für das Format zu gewinnen. Doch nachdem mit Daniel Rosemann einer der großen Fürsprecher des Formats seinen Hut als ProSieben-Chef nahm, ist nun Schluss: Am 20. Dezember läuft die 77. und zugleich letzte Ausgabe, wie ProSieben am späten Freitagnachmittag ankündigte.
Von den anfangs so großen Ambitionen hat man sich über die Zeit freilich schon ein Stück weit verabschiedet. Anfänglich war es noch der Anspruch, mit einem zweistündigen Magazin - oder "Journal", wie es der Sender lieber bezeichnete - montags um 20:15 Uhr aufmerksamkeitsstark in die Woche zu starten. "Nach einem entspannten Wochenende und dem ersten Arbeitstag bringen wir die Zuschauer:innen auf den aktuellen Stand, damit sie gut informiert und gut gelaunt in die weitere Woche gehen können", formulierte der damalige Senderchef Daniel Rosemann den Anspruch. "ZOL" war eines der Herzstücke seines Versuchs, ProSieben mit mehr Relevanz und Informationskompetenz aufzuladen.
Doch als die ersten Folgen im Schnitt weniger als eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer erreichten und die Marktanteile bei weniger als 5 Prozent in der Zielgruppe lagen, gab man den Platz nach wenig mehr als einem Monat direkt wieder auf, stattdessen sollte die Sendung im Schlepptau des gerade erfolgreich wiederbelebten "TV Total" am Mittwochabend mehr Publikum finden. Tatsächlich stieg dort zum Auftakt die Reichweite über die Millionen-Marke - das sollte jedoch eine einmalige Ausnahme bleiben. Schnell zeigte sich: Der Audience Flow der beiden gar nicht zueinander passenden Formate war schlecht, einen nennenswerten Einschaltimpuls löste das Format nie aus. Die Sendezeit des Formats wurde in der Folge zuerst auf 75 Minuten verkürzt, zuletzt waren es nur noch rund 45 Minuten.
Nun also das endgültige Aus für das von RedSeven produzierte Format. Der jetzige Senderchef Hannes Hiller spricht von einer "sehr schmerzhaften Entscheidung" und dankte dem Team sowie Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel, "dass sie stets mit höchstem Einsatz und großer Leidenschaft an 'ZOL' gearbeitet haben." Linda Zervakis war vor allem für dieses Format von der "Tagesschau" zu ProSieben gewechselt. Matthias Opdenhövel war zwar zuvor schon im Show-Bereich für den Sender tätig, brach die Zelte bei der ARD aber auch erst im Zusammenhang mit "ZOL" vollständig ab. Der neue ProSieben-Chef Hannes Hiller sagt nun zwar: "Mit Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel wollen und werden wir weiter eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten", insbesondere für Linda Zervakis muss nun allerdings erstmal ein neues Format gefunden werden. Über vereinzelte Interviews hinaus - vor allem in der Anfangszeit - tauchte sie bei ProSieben abseits von "ZOL" bislang kaum auf.
Immerhin gibt Hannes Hiller ein Bekenntnis dazu ab, dass ProSieben auch weiter relevante Themen bearbeiten will: "ProSieben wird sein journalistisches Engagement nicht reduzieren. Wir werden in Zukunft versuchen mehr Reportagen unter dem Label 'ProSieben Thema.' in der Prime Time zu senden. Für diese Reportagen ist ProSieben in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet worden." Zumindest Thilo Mischke muss sich um weitere Aufträge also wohl nicht sorgen.