Wer am Donnerstag die großen Tageszeitungen dieses Landes durchblätterte, dem fielen wohl auch zwei Kampagnen auf, die einerseits in "Bild" und andererseits in der "Süddeutschen Zeitung" großflächig zu sehen waren. In einer doppelseitigen Anzeige in der Boulevardzeitung trommelten Branchenverbände wie VAUNET und BDZV, aber auch Vermarkter wie die Ad Alliance und RMS gegen das geplante Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, wenn sich diese an Kinder richtet.
BVDW, BDZV, MVFP und VAUNET schlossen sich bereits vor einigen Tagen zusammen und forderten von Ernährungsminister Cem Özdemir einen Stopp des geplanten Gesetzes (DWDL.de berichtete). Nun ist der Widerstand durch zahlreiche andere Unternehmen noch größer. In der doppelseitigen Anzeige steht auf der einen Seite in großen Lettern "Hier hätte eine Werbung gestanden" und auf der anderen Seite "Die diesen Artikel finanziert hätte".
Wie die teilnehmenden Verbände und Unternehmen erklären, sollen die Kampagnen-Motive ab sofort in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften sowie Digital und auf Social-Media-Kanälen der Unterstützer laufen. Unter dem Motto "Bitte zu Ende denken!" will man die Politikerinnen und Politiker dazu bringen, darüber nachzudenken, welche Folgen das geplante Werbeverbot hätte. Erneut sprechen die Verbände und Unternehmen davon, dass durch das geplante Gesetz bis zu 70 Prozent aller Lebensmittelwerbung verboten werden könnte. Das entspräche einem Bruttowerbeverlust in Höhe von 3 Milliarden Euro.
"Die Gesundheit unserer Kinder liegt uns am Herzen. Deshalb wünschen wir uns wirksame Maßnahmen, die Kinder vor Fehlernährung schützen. Werbeverbote sind unwirksam im Kampf gegen kindliches Übergewicht. Wir wollen, dass unsere Kinder in einer Welt mit Informations-, Meinungs- und Medienvielfalt aufwachsen können. Denn durch pauschale Werbeverbote wie das Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz verlieren Medien nicht nur eine der wichtigsten Einnahmequellen, sondern unsere Gesellschaft auch die zuverlässige Versorgung mit Informationen als Gegengewicht zu Desinformation und Fake News", heißt es von den Unterstützern der Kampagne.
Protest in der "SZ" gegen Kultur-Reform der ARD
In der "SZ" wird am Donnerstag via Anzeige in einer ganz anderen Sache protestiert. Etliche Kulturschaffende wenden sich in der ganzseitigen Anzeige an die ARD und speziell den Bayerischen Rundfunk (BR). Dass der BR einige seiner Kulturprogramme streichen will, wollen die Unterstützerinnen und Unterstützer der Aktion nicht so einfach hinnehmen. Der Sender will bekanntlich einige Kultursendungen beenden, darunter unter anderem "kulturWelt", "Diwan. Das Büchermagazin" und "Kulturjournal - Kritik. Dialog. Essay". Schon die BR-Kulturredaktion fürchtete vor einigen Wochen einen "Kahlschlag" (DWDL.de berichtete).
Die Unterstützerinnen und Unterstützer der Protest-Aktion kritisieren nun die geplante ARD-Bündelung von Verantwortlichkeiten in sogenannten Kompetenzcentern. Geplant ist bei den Info- und Kulturwellen der ARD unter anderem ein gemeinsames Abendprogramm ab 20 Uhr. "ARD-Mantelprogramme ersetzen eigene Programme der Sender, die sich aus ‘Kulturregalen’ der ARD bedienen können. [...] Im Fall Literatur hieße das: Ein Sender plant alle Rezensionen für alle. Die in der Verfassung garantierte föderale Vielfalt wäre passé", kritisieren die Initiatorinnen und Initiatoren der Protest-Kampagne. Deshalb fordert man eigenständige Kultursendungen und keine "Häppchenkultur" oder einen "Gemischtwarenladen".