Nachdem sich die Sender den Sommer über wie üblich stärker auf Wiederholungen im Abendprogramm gesetzt hatten, zog der Anteil an frischem Programm (wozu wir TV-Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren zählen) im September bei allen großen Sendern erwartungsgemäß wieder an. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich aber sehr wohl unterschiedliche Entwicklungen.
Trotz Werbekrise lässt sich festhalten, dass RTL bislang keine Zurückhaltung zeigt, auch zum Start in den Herbst lag der Sender mit einem Frischeanteil in der Zeit zwischen 20:15 Uhr und Mitterancht mit etwa 89 Prozent so hoch wie bei keinem anderen großen Sender. Das ZDF musste sich - wenn auch knapp - mit dem zweiten Platz zufrieden geben, rückte aber wieder ein ganzes Stück näher an RTL heran.
Das Erste rangiert in unserer Erhebung schon seit etlichen Monaten leicht hinter dem ZDF, im September war der Unterschied nun aber so deutlich wie noch nie: Der Wiederholungsanteil des ARD-Gemeinschaftsprogramms lag um etwa 15 Prozentpunkte höher als bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz, im September bestand somit noch mehr als ein Viertels des Abendprogramms aus Wiederholungen. So laufen etwa donnerstags noch immer alte Krimis, auch bei den Mittwochsfilmen schwenkte man erst spät auf Erstausstrahlungen um. Hier spiegelt sich sicherlich auch ein Stück weit wieder, dass die ARD Budget vom Linearen in Richtung Mediathek umschichtet.
Den größten Sprung im Vergleich zum Vormonat legte Vox hin, das seinen Frische-Anteil um gleich 24 Prozentpunkte ausbaute und mit 55 Prozent nun knapp vor Sat.1 mit 54 Prozent liegt. ProSieben rangiert mit 45 Prozent deutlich dahinter und zeigte erheblich mehr Wiederholungen als noch im September des vergangenen Jahres, als wir einen Frische-Index von 62 Prozent ermittelt hatten. Kein anderer Sender reduzierte im Vergleich zum Vorjahresmonat seinen Anteil an frischem Programm so deutlich. Gesehen aufs ganze Jahr fällt weiterhin das große Minus bei Sat.1 auf (-13 Prozentpunkte), im September gab's aber hier sogar etwas mehr frisches Programm als noch 2022.
FIX-Punkte September 2023 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum September 2022 |
Jahresschnitt '23 (vs 01-09/22) |
||
RTL | 89 von 100 | +14 | -7 | 87 (-3) |
|
ZDF | 87 von 100 | +18 | -7 | 82 (-1) |
|
Das Erste | 72 von 100 | +12 | -11 | 75 (-5) |
|
VOX | 55 von 100 | +24 | +1 | 43 (-3) |
|
Sat.1 | 54 von 100 | +11 | +2 | 41 (-13) |
|
ProSieben | 45 von 100 | +10 | -17 | 52 (-2) |
|
RTLzwei | 37 von 100 | +16 | +0 | 35 (+1) |
|
kabel eins | 26 von 100 | +9 | -11 | 23 (-4) |
Wie wir die Daten erheben und was sie aussagen
Wir werten Monat für Monat das Programm der acht großen Vollprogramme zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus und ermitteln den Anteil an "frischem Programm", wozu wir Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren rechnen. Sendungen, die vorab gestreamt werden konnten, gelten hier ebenfalls als "frisches Programm". Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird.
Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung.