Es liest sich ein Stück weit wie ein Widerspruch. In der "Süddeutschen Zeitung" sprach Katharina Behrends, Deutschland-Chefin des ProSiebenSat.1-Großaktionärs Mediaforeurope (MFE), am Montag von einem "erheblich verbesserten" Dialog zwischen MFE und ProSiebenSat.1 und "ersten Arbeitsgruppen". "Es geht nicht und ging nie um eine Angleichung im Programm, die Content-Strategie bleibt selbstverständlich lokal", erklärte sie (DWDL.de berichtete).

Bert Habets wiederum, Vorstandschef von ProSiebenSat.1, wiederum erklärte beinahe zeitgleich in der "Financial Times", Mitarbeiter beider Konzerne hätten eine "sinnvolle Kooperation" in Werbung, Technologie und sogar bei Inhalten begonnen. 

Gemeinsame Inhalte - ja oder nein? Ganz klar wird das nicht, wenn man die Aussagen von Behrends und Habets übereinander legt. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) ist jedenfalls vorsorglich schon mal auf der Zinne. "Mit engerer Kooperation zwischen MFE und ProSiebenSat.1 droht eine schleichende Berlusconisierung", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall am Dienstag. "Nichts deutet darauf hin, dass MFE nach dem Tod von Silvio Berlusconi seine politische Agenda ändern würde.“ Eine europäische Allianz des rechtsnationalen Populismus im Fernsehen sei ein "Angriff auf die Grund- und Freiheitsrechte Europas".

Überall forderte zugleich die zuständige Medienaufsicht auf, die Vorgänge bei ProSiebenSat.1 besonders aufmerksam zu verfolgen. Die Nutzung von Synergieeffekten und der Ausbau von Einflusssphären könnten gravierende Folgen haben. "Das gilt es zu verhindern", sagte Überall.