Foto: Betty TVDie Werbung ist frech, die Erwartungen groß, die Bedienung sehr einfach - mit diesen drei positiven Schlagworten könnte man die Einführung von "Betty" in Deutschland zusammenfassen. Man könnte aber auch sagen: Die Hemmschwelle ist vielleicht zu groß, die Technik nicht wirklich neu und die Langzeitattraktivität fraglich. Mit "Betty", einer neuartigen Fernbedienung, kann der Zuschauer ab sofort aktiv am Fernsehen teilnehmen. Das Unternehmen Betty TV und die ProSiebenSat.1 Media AG haben am Donnerstag in München den offiziellen Startschuss gegeben. Nach über zwei Jahren Planungen, Pilotphasen und Tests ist das Produkt marktreif.

Per Knopfdruck auf "Betty" können Zuschauer vom Sofa aus z.b. bei Quizsendungen mitraten, bei Votings abstimmen oder bei Spielfilmen Zusatzinformationen abrufen. So lassen sich "Sofameilen" sammeln, die sich bei entsprechender Punktzahl in Prämien eintauschen lassen. Wolfram Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Betty TV (Deutschland) AG: "Wir wollen mit Betty das Fernsehen für die Betty-Zuschauer noch attraktiver machen, indem wir Ihnen viel Spaß und einen klaren Zusatznutzen bieten und das Ganze noch mit Sofameilen und Superpreisen belohnen."
 


"Es hat fast SMS-Feeling. Deswegen wird es auch funktionieren", analysiert Moderatorin Sonya Kraus, die durch die Präsentation führte, auf die Schnelle. Mit ihr auf dem Sofa bei der Pressekonferenz: ProSiebenSat.1-Vorstand Peter Christmann, TV-Pionier und Betty-Verwaltungsratsmitglied Prof. Dr. Helmut Thoma und eben Wolfram Schmidt. Letzterer gab zu, dass die Hauptaufgabe in den kommenden Monaten darin bestehen wird, den Zuschauern "Betty" näher zu bringen. "Man muss es einmal in der Hand haben", sagt Schmidt. Trotzdem: Die Einführung von "Betty" in Deutschland soll mit allen Mitteln zum Erfolg geführt werden. Mit einer Roadshow durch 60 Städte will man in den Fußgängerzonen der Republik Interessenten erreichen um so das eigene ehrgeizige Ziel zu erreichen: Eine Million "Bettys" sollen bis Ende des Jahres in deutschen Wohnzimmern liegen. Schmidt: "Wir müssen die Million knacken".

Foto: Betty TVOb die Hemmschwelle dafür gering genug ist? Fernbedienungen haben allgemein keinen guten Ruf - weil sie inzwischen zu zahlreich geworden sind auf den Couchtischen der Nation. Und weil sie für immer mehr TV-Zuschauer auch zu kompliziert geworden sind. Wer sich aber für "Betty" entschieden hat, muss ein Modem an die Telefondose und ein Scart-Adapter an den Fernseher stecken. Über die Austastlücke des Fernsehprogramms, in der z.B. auch der Teletext mitgesendet wird, bekommt "Betty" dann vom Adapter per Funk die aktuellen Informationen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das TV-Programm über Kabel, Satellit oder Antenne kommt.

Die vom Zuschauer gegebenen Antworten oder Bestellungen werden durch das Modem an die "Betty"-Zentrale gesendet. Die Anrufe des Modems sind kostenfrei, es entstehen keine Verbindungsgebühren. Und Betty TV-Vorstandsvorsitzender Wolfram Schmidt betonte am Donnerstag, dass die Leitung auch nicht permanent besetzt sei. Einzelne "Kontaktaufnahmen" von "Betty" mit der Zentrale dauerten maximal fünf Sekunden. Ab Sommer werde man neben der Telefon-Variante alternativ auch einen IP-Adapter anbieten - dann läuft die Rückmeldung des Zuschauers über die Internetverbindung und das Telefon werde nicht mehr gebraucht, sagte Schmidt und vertröstet Haushalte ohne klassischen Festnetzanschluss darauf.