Die Ko-Existenz von ARD-"Sportschau" mit den Bundesliga-Highlights am Samstagvorabend und Sky bzw. Vorgänger Premiere ist geprägt von, nennen wir es, Höhen und Tiefen. Die Sinnhaftigkeit einer Free-TV-Highlight-Sendung am Samstag nach 18 Uhr hat nun ganz frisch im exklusiven DWDL-Interview Sky-Sportvorstand Charly Classen infrage gestellt und damit argumentiert, dass das jetzige Modell mit der parallelen Ausstrahlung von "Sportschau" und Bundesliga-Topspiel unfreundlich für alle Fans sei.



Der Zeitpunkt dieser Anmerkung ist clever gewählt. Erstens steht die "Sportschau" vor dem Hintergrund sinkender linearer Reichweiten unter Druck.  Zweitens ist seit Monaten bekannt, dass die "Sportschau" in der bisherigen Form in der Ausschreibung der Medienrechte 2025 bis 2029, die im kommenden Jahr stattfindet, keinesfalls gesetzt ist. Zwar gibt es Szenarien, die den Verbleib der "Sportschau" oder eines ähnlichen Produkts im Free-TV vorsehen. Aber es gibt auch Modelle, die hier Änderungen mit sich bringen würden. Etwa die Idee, ab 19:15 Uhr nur noch eine "Internet-Sportschau" anzubieten oder gar die Verschiebung im Linearen auf 20:30 Uhr, also die Zeit nach dem Topspiel. Spätestens nach den Classen-Aussagen dürfte klar sein, welches Szenario beim Pay-TV-Sender in Unterföhring favorisiert wird. Die DFL muss nun für sich entscheiden, welche Szenarien sie wirklich ausschreiben will - und welche doch nicht.

Mit Blick auf Classens jüngste Aussagen lässt sich aber nicht erkennen, dass Sky diesmal mit dem Kopf durch die Wand will. Vielleicht, weil man aus der Geschichte gelernt hat. Noch heute gibt es die Erzählung wie der Rechtetender im Frühwinter 2005 ablief, als der damalige Premiere-Chef Georg Kofler die "Sportschau" am Samstagvorabend unbedingt abschaffen wollte, weil er glaubte, mit einem längeren Exklusiv-Fenster der Nachmittagspartien mehr Menschen von einem Pay-TV-Abo überzeugen zu können. Während er für ein Modell ohne "Sportschau" einstigen Medienberichten zufolge mehr als 300 Millionen Euro pro Saison bereit war zu zahlen (immens viel für damalige Verhältnisse), war ihm das Modell mit "Sportschau" angeblich gerade einmal 15.000 Euro Wert. 200 Millionen Plus erwartete die DFL. Das 15.000-Euro-Gebot, es war eine Art Humor, die man bei der DFL in Frankfurt damals nicht verstand. 

Mehrere Personen sollen versucht haben, Kofler nach Abgabe der Gebote zu erreichen, der aber soll zum Skifahren gegangen sein. Ein Umstimmen? Nicht möglich. Kofler zockte. Das Ergebnis ist bekannt: Gewinner dieser Aktion gab es quasi nicht. Nicht Kofler, dessen Premiere die Bundesliga verlor, weil die Liga sich für den Erhalt der "Sportschau" entschied – und gegen das finanziell weit bessere Premiere-Angebot ohne "Sportschau". Weil diese eine "so großartige Plattform sei", erklärte der damalige DFL-Präsident Werner Hackmann, hätten die Vereine notgedrungen auf Geld verzichtet. Durch die Hintertür konnte die Premiere-Bundesliga-Redaktion weiter arbeiten. Für das damals neue IPTV und für wenige Zuschauerinnen und Zuschauer lieferte Premiere die Berichterstattung für die Telekom, die sich die Rechte für den damals neuen Verbreitungsweg geholt hatte.

Aber auch Arena, das in Folge 2006/2007 die Spiele der Bundesliga via Kabel und Satellit ausstrahlte, war kein Gewinner. Nach nur einem Jahr gingen die Lichter aus – Premiere sprang via Sublizenz ein. Bei einer feierlichen Pressekonferenz in der damaligen Pay-TV-Zentrale ging Kofler der Satz über die Lippen: Die Bundesliga habe nun festgestellt, dass der Rasen in Nachbars Garten eben auch nicht grüner sei. Nun zahlte Kofler also doch mehr als die zunächst gebotenen 15.000 Euro für ein Modell mit der "Sportschau"...



Nach Koflers Zeit bei Premiere waren es entsprechend ganz andere Töne, die das Pay-TV anschlug. Sein Nachfolger Michael Börnicke ist mit dem Satz "Wir könnten mit der 'Sportschau' leben" aufgefallen und auch nach dem Rebranding zu Sky war eine konkrete Abschaffung der "Sportschau" lange kein Thema mehr, auch weil sich das Pay-TV mehr und mehr an anderen Dingen abarbeiten musste wie etwa der Einführung der No-Single-Buyer-Rule, die untersagte, dass ein Bezahlsender alle Bundesliga-Spiele exklusiv im Angebot haben darf. Sie wurde aus den Sky-Reihen immer schon kritisiert – und auch hier könnte sich das Blatt wenden. Die DFL empfiehlt dem Kartellamt, die Regel bei der kommenden Ausschreibung nicht mehr anzuwenden und begründet dies mit dem heute viel größeren Wettbewerb als bei der Einführung vor rund einem Jahrzehnt.