Im Rahmen der ARD-weiten Reformprozesse hatte man sich schon vor einiger Zeit auf die Einrichtung sogenannter Kompetenzcenter verständigt. Dort sollen Inhalte gebündelt produziert werden, damit nicht mehr alle Anstalten alles machen, sondern sich auf gewisse Themen fokussieren können. Nun hat die ARD die ersten Verantwortlichkeiten festgezurrt - und spricht in diesem Zusammenhang von einem "entscheidenden Schritt" in der Reform des Senderverbunds.
So haben die Intendantinnen und Intendanten auf ihrer jüngsten Sitzung in Frankfurt am Main beschlossen, dass der NDR das Kompetenzcenter Gesundheit übernimmt. Damit war bereits gerechnet worden: Schließlich kündigte der MDR gerade erst an, sein Gesundheitsmagazin "Hauptsache Gesund" einzustellen, um stattdessen das NDR-Format "Visite" ins Programm zu nehmen (DWDL.de berichtete).
Das Kompetenzcenter Verbraucher verantworten SWR und WDR gemeinsam, beim Kompetenzcenter Klima haben mit HR, MDR und SWR sogar gleich drei Anstalten den Hut auf. Die ARD spricht angesichts der verschiedenen Führungs-Konstellationen von einem Test. Weil das Gebiet Gesundheit ein vergleichsweise einheitliches Themenfeld sei, liege die Federführung hier bei einer Landesrundfunkanstalt. Verbraucher und Klima seien entsprechend breitere Themen. Vor allem Klima sei ein "publizistisches Meta- und Zukunftsthema", daher setze man hier auf drei Anstalten in der Führung.
Die Kompetenzcenter sollen im ersten Halbjahr 2024 starten. Alle Sender der ARD können die überregionalen Inhalte und Formate, die in den Kompetenzcentern entstehen, in ihren jeweiligen Programmportfolios nutzen. "Die Landessender liefern aktuelle, regionale Beiträge aus ihrem Berichtsgebiet zu. Damit bleibt Regionalität weiterhin der Kernauftrag der ARD", heißt es vom Senderverbund. Bis Ende September sollen die künftigen Arbeitsprozesse ausgearbeitet werden. Strategisches Ziel der ARD ist es, dass sich am Ende des Gesamtprozesses in der Summe alle Landesrundfunkanstalten ausgewogen an den Kompetenzcentern beteiligen. Weitere Themenfelder, in denen Kompetenzcenter eingerichtet werden sollen, sind Ernährung, Reisen und Künstliche Intelligenz - hier ist wohl erst zum Jahreswechsel mit konkreten Informationen zu rechnen.
Im Bereich Hörspiel haben die Intendantinnen und Intendanten bereits im Juni eine virtuelle Gemeinschaftsredaktion beschlossen, die "nach Möglichkeit", so die ARD, in der zweiten Jahreshälfte 2024 ihre Arbeit aufnehmen soll. Die Ausgestaltung dieser Gemeinschaftsredaktion soll in den kommenden Monaten ausgearbeitet werden. Aktuell sind die Hörspielchefinnen und Hörspielchefs unter der Leitung des ARD-Vorsitzes damit beauftragt, diese Ausarbeitung des Konzepts zu übernehmen und die Umsetzung vorzubereiten. Ziel sei es, zu einer gemeinsamen Portfoliosteuerung zu kommen. Wer die Federführung der Gemeinschaftsredaktion übernimmt, ist noch unklar.
"Wir werden dadurch wirtschaftlich effizienter"
Und NDR-Programmdirektor Frank Beckmann ergänzt: "Ich freue mich sehr, dass der NDR die Federführung bei dem so wichtigen und zukunftsrelevanten Thema Gesundheit übernimmt. Wir arbeiten schon jetzt mit den Landesrundfunkanstalten in der ARD zu diesem Thema erfolgreich zusammen, so gibt es bereits den gemeinsamen YouTube Kanal ‘ARD gesund’ und die gemeinsame ‘Themenwelt Gesundheit’ in der ARD Mediathek. Mit dem Kompetenzcenter 'Gesundheit' wollen wir die Kräfte in der ARD weiter bündeln und noch synergetischer zusammenarbeiten."
SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler spricht derweil von einem "großen Vertrauensbeweis, dass alle ARD-Landesrundfunkanstalten dem SWR und dem WDR die Federführung für das Kompetenzcenter Verbraucherjournalismus übertragen". Bratzler weiter: "SWR und WDR werden sich optimal ergänzen. Die zuständige Fachredaktion im SWR ist mit alltagsnahen Tests und oftmals investigativen Recherchen crossmedial erfolgreich und arbeitet schon heute mit vielen anderen Redaktionen in der ARD erfolgreich zusammen. Beim wichtigen Zukunftsfeld Klima haben wir uns wegen dessen essentieller Bedeutung bewusst für ein Trio in der Federführung entschieden, um als ARD kraftvoll journalistische Akzente zu setzen. Hier freue ich mich auf die Zusammenarbeit der Umwelt- und Klimaredaktion des SWR mit dem HR, der bereits das ARD-Wetterkompetenzzentrum betreibt, und dem MDR. Zu dritt werden wir Inhalte und Expertise aus der ganzen ARD zusammenbringen, um damit alle Ziel- und Altersgruppen besser zu erreichen."