Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an WDR-Korrespondentin Ina Ruck, derzeit Leiterin des ARD-Studios in Moskau, und Elmar Theveßen, aktuell der Leiter des ZDF-Studios in Washington. Einen Sonderpreis vergibt die Jury zudem an die Chefredakteurinnen von drei unabhängigen Online-Medien in der Ukraine: Sevgil Musajeva ("Ukraina Pravda"), Nataliya Gumenyuk (Digitalsender Hromadske) und Olga Rudenko ("Kyiv Independent").

Bei Ina Ruck hebt die Jury hervor, dass sie schon in den 90er Jahren immer wieder aus Russland und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion berichtet habe. Dadurch kenne sie nicht nur die Ländern, sondern auch viele der handelnden Personen. "In Zeiten wie heute, in der Recherchereisen und persönliche Kontakte kaum noch möglich sind, ist das ganz besonders in Russland ein nicht hoch genug einzuschätzendes Gut, das sie direkt und indirekt an die Zuschauer: innen weitergeben kann." Ihr gelinge es stets, so die Jury weiter, "in einer persönlichen, journalistischen Haltung [...] analytische Distanz mit emphatischem Blick auf die betroffenen Menschen zu verbinden".

Zu Elmar Theveßen hält die Jury fest, dass sein Ruf als Terrorismus-Experte eine "solide Grundlage" habe, aber dennoch eine viel zu enge Schublade sei. "Theveßen ist ein umfassend interessierter und informierter Politik- Berichterstatter und Kommentator." In diesem Jahr habe der ZDF-Journalist den Band "Kampf der Supermächte" vorgelegt, der in Nahaufnahmen von Asien, den Amerikas, Afrikas und Europas die Herausforderungen einer Weltordnung darlege und analysiere, die gerade erst entstehe. "Auch da folgt er dem Motto, das er seiner eigenen Arbeit und seinen Redaktionen hinter den Spiegel steckt: Nice to be first, but first be right."

Ganz bewusst habe man sich dazu entschieden, zwei Korrespondenten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit dem Preis zu ehren, heißt es in einer Stellungnahme der Jury. In den aktuell turbulenten Zeiten komme es für eine vertrauenswürdige Berichterstattung immer mehr darauf an, "dass entscheidende Stellen mit journalistischen Persönlichkeiten besetzt sind, die aus ihrer Lebenserfahrung und Profession in der Lage sind, Aktualität in ihren Zusammenhängen zu verstehen und zu erklären." Ina Ruck und Elmar Theveßen seien "herausragende Beispiele" in diesem Bereich. Außerdem will man die Wahl auch für die dauernde Präsenz an Brennpunkten verstanden wissen - und "gegen kaufmännisches Denken, nach dem sich angesichts globaler Informations-Netzwerke Entwicklungen in Moskau, Washington, Peking, Johannesburg oder Brasilia doch auch passabel von einem Laptop in Deutschland aus abbilden lassen".

Der Sonderpreis an die drei Chefredakteurinnen der ukrainischen Medien ehre stellvertretend alle, "die in einem extrem schwierigen, gefährlichen Umfeld professionelle journalistische Arbeit leisten", so die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises. Die Preisträgerinnen und ihre Medien würden nicht nur auf Ukrainisch, sondern auch auf Englisch veröffentlichen und seien so "wichtige, und vor allem unabhängige Quellen für ein internationales Publikum".