Die jüngste Ausgabe von Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" beschäftigt die Polizei und den Staatsschutz. In der Sendung hatte sich der Moderator dem Thema "rituelle Gewalt" gewidmet, die - etwa von satanistischen Kulten ausgehend - auf brutale Weise die Persönlichkeiten ihrer Opfer kontrollieren. "Nachweise dafür gibt es jedoch nicht. Oder weiß es eine Psychotherapeutin besser?", hieß es zuvor in der Ankündigung zur Sendung.
Gemeint ist offenbar Michaela Huber, bei der die Redaktion des "ZDF Magazin Royale" schon vor Wochen einen Mitarbeiter in einem von ihr gehaltenen Fortbildungsseminar zum Thema Traumatherapie einschleuste. Das war offensichtlich der Auslöser für die Anzeige. "Wir haben uns mit Klarnamen bei einem Seminar von Michaela Huber angemeldet - und wir haben bezahlt", erklärte Böhmermann in der Sendung und bestätigte zugleich die Anzeige. "Wir wurden angezeigt. Eine Strafanzeige - offenbar anonym erstattet gegen uns", so der Satiriker.
Allzu viele Details aus dem Seminar gab Böhmermann am Freitagabend in seiner Sendung nicht preis, zitierte dafür jedoch aus einer Mail, die die Redaktion von Hubers Akademie erhielt. "Mit Ihrer erschlichenen investigativen Teilnahme an unserer Fachweiterbildung haben Sie einen unwiderruflichen Vertrauensbruch begangen", heißt es darin. Und weiter: "Die Grundlage der therapeutischen und lehrenden Arbeit besteht aus Vertrauen. Das ist durch Ihre illegal erschlichene Teilnahme zutiefst erschüttert worden und erinnert in diesem Kontext erschütternd an Täterkreise."
Auf DWDL.de-Nachfrage bestätigte am Samstag auch das ZDF die Ermittlungen. "Das Polizeipräsidium Köln hat das ZDF darüber informiert, dass offenbar eine anonyme Anzeige vorliegt. Darin geht es um eine Recherche zum Thema 'Organisierte Rituelle Gewalt', bei der angeblich rechtswidrige Methoden angewandt worden seien", teilte der Sender mit. Zugleich erklärte das ZDF, dass die Redaktion und die Produktionsfirma die Vorwürfe als "vollkommen aus der Luft gegriffen" zurückweisen. "Jan Böhmermann hat darüber hinaus in der Sendung die allen journalistischen Standards angemessene Recherche an der entsprechenden Stelle transparent gemacht", sagte eine ZDF-Sprecherin weiter.
Zuvor hatte "Clap" über die Ermittlungen berichtet. Demnach komme Huber in ihren Veranstaltungen mit Therapeuten und Patienten in Kontakt, "die sich in Zeugenschutzprogrammen befinden beziehungsweise mit Menschen vertrauensvoll arbeiten, die - etwa als Aussteiger aus Organisierter Kriminalität oder Sekten - in einem Opfer-/Zeugenschutzprogramm sind". Psychotherapeutin genieße "besonderen Schutz", weshalb auch der Staatschutz - so schreibt es "Clap" - ein Verfahren gegen Böhmermann zur Gefahrenabwehr eingeleitet haben soll.
Böhmermann selbst sieht es offenbar gelassen. "Wenn nicht mindestens einmal im Monat eine verrückte Unterlassungsklage reinkommt, dann steht bei mir der Intendant auf der Matte", sagte er scherzhaft in seiner Show.