Sie war jung, schön und verdrehte den Männern mit ihren exotischen Schleier- und Schlangentänzen den Kopf, ehe sie im Ersten Weltkrieg sowohl vom deutschen wie auch vom französischen Geheimdienst angeworben und schließlich wegen Hochverrats von einem französischen Militärgericht zum Tode veurteilt und hingerichtet wurde. Kein Wunder, dass die niederländische Tänzerin Margaretha Zelle – besser bekannt unter ihrem Pseudonym Mata Hari – zahllose Film- und Fernsehstoffe inspirierte. Laut IMDb tragen an die hundert Filme und Serien den Mythos im Titel.
Das hindert Judith und Michael Smeaton nicht daran, einen neuen fiktionalen Zugang zu der historischen Figur zu suchen. Das Kölner Produzenten-Ehepaar entwickelt mit seiner FFP New Media eine sechsteilige High-End-Serie, die voraussichtlich als internationale Koproduktion realisiert werden soll. "Wir haben uns gefragt: Wie kann man Mata Hari anders erzählen?", sagt Judith Smeaton dem Medienmagazin DWDL.de. "Wir wollen diese faszinierende Persönlichkeit und ihre Erfahrungen auf die heutige Zeit beziehen. Im Vordergrund wird nicht ihr Leben als Agentin stehen, sondern ihre Karriere als Tänzerin, die sie berühmt gemacht hat, und das moderne Frauenbild, für das sie schon damals stand."
Dafür hat Judith Smeaton, die das Projekt als Produzentin federführend steuert, die österreichische Autorin und Regisseurin Evi Romen gewonnen, die zusammen mit ihrem Ex-Mann David Schalko etwa die Serien "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" oder "Braunschlag" umsetzte, ehe sie mit dem Spielfim "Hochwald" 2020 ihr Regiedebüt gab. "Ich bin mit der Idee auf Evi Romen zugegangen, weil mich ihre Arbeit als Autorin und Regisseurin seit langem begeistert", sagt Smeaton.
FFP hat zwischen März und Juli drei 90-Minüter seiner langjährigen Brot- und Butter-Reihe "Rosamunde Pilcher" für das ZDF-"Herzkino" gedreht, die im September 30-jähriges Jubiläum feiert (DWDL.de berichtete); hinzu kommt ein weiterer Film der 2018 gestarteten ARD-Degeto-Reihe "Billy Kuckuck". Das Geschäft mit den traditionellen öffentlich-rechtlichen Auftragsproduktionen ist rückläufig: Weil das ZDF sich verjüngt, hat es die Zahl der "Pilcher"-Streifen auf drei pro Jahr reduziert – voriges Jahr waren es noch vier, bis 2020 fünf und in manchen Jahren gar sechs. Die 2022 für die ARD Degeto etablierte Portugal-Krimireihe "Lost in Fuseta" wiederum hat die frühere FFP-Produzentin Simone Höller zu ihrer neuen Firma 307 production unterm Dach der Studio Hamburg Production Group mitgenommen (DWDL.de berichtete). Bereits von 2021 auf 2022 war der Umsatz der FFP laut Geschäftsbericht um fast 30 Prozent auf rund 11,5 Millionen Euro gesunken.
Teil der neuen Offensive sind neben "Mata Hari" drei weitere Entwicklungsprojekte mit internationalem Fokus: Der deutsch-kroatische Schriftsteller Zoran Drvenkar, dessen Bestseller "Du" unlängst Vorlage für die Sky-Serie "Then You Run" war, plant mit den Smeatons die Verfilmung seines 2014 erschienenen Thrillers "Still" als achtteilige Serie und will die Drehbücher erstmals selbst schreiben. Autor Michael Proehl ("Tatort", "Oktoberfest 1900") sitzt an der Verfilmung der Kurzgeschichte "Miese kleine Morde" von Jussi Adler-Olsen. Zudem hat FFP von dem schwedischen Schriftsteller Philip Birk die Rechte an dessen Thriller-Romanreihe rund um den Meisterdieb Tom Grip erworben. Autor und Regisseur Jan Philipp Weyl ("Running Against the Wind") kümmert sich mit zwei US-Kollegen um die Umsetzung.