Hat die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry den Musiker Trong Hieu Ngyuen im Rahmen des deutschen ESC-Vorentscheids in diesem Jahr auf Twitter als "rosa gefärbten Asiaten" bezeichnet? So hatte es RTL-Reporter Maurice Gajda vor einiger Zeit in einem "Explosiv Weekend"-Beitrag behauptet. Und auch mit einigen Tagen Abstand bleibt er bei seiner Darstellung. "Was ich gesehen habe, habe ich gesehen", schreibt der Moderator in einer Stellungnahme, die er auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht hat. Dennoch räumt er ein, den Tweet nicht beweisen zu können.
"Die Beweislast liegt bei mir, ich kann sie nicht erbringen, deshalb habe ich eine Unterlassungserklärung abgegeben", so Gajda weiter. Im "Explosiv Weekend"-Beitrag war ein vermeintlicher Screenshot des Tweets zu sehen, doch das stellte sich als Nachbau heraus. Petry streitet bis heute ab, etwas solches geschrieben zu haben. Nachgewiesen ist, dass die Ex-AfD-Chefin in Bezug auf den späteren Sieger des Vorentscheids, die Band Lord of the Lost, einen recht ähnlichen Tweet ("Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren 'vertreten' werden wollen.") absetzte.
Maurice Gajda erklärte vor einigen Tagen, ein Freund aus der LGBTQ-Bewegung hätte ihm damals einen Link zum entsprechenden Posting Petrys geschickt. "Da ich meinen Augen kaum trauen konnte, habe ich den Text aus dem Tweet rauskopiert und mit Freunden darüber diskutiert." Kurze Zeit später sei der Tweet gelöscht worden. RTL räumte zunächst einen Verstoß gegen die "journalistischen Guidelines" ein, meinte damit aber vor allem die grafische Umsetzung des angeblichen Tweets im Beitrag. Die Zusammenarbeit mit Gajda setzten die Kölner zuerst nur aus, um sie später dann sogar fristlos zu beenden. RTL sprach von "schweren Verfehlungen" seines Moderators und Reporters.
Mehr zum Thema
Auch Gajda selbst räumt in seinem aktuellen Statement "gravierende handwerkliche Fehler" ein, sagt aber auch, er habe diese nicht "mit Absicht" gemacht. Gajda geht nicht weiter darauf ein und so bleibt unklar, welche Fehler er genau meint. "Ich muss die Konsequenzen meiner Handlungen tragen und das werde ich auch! [...] Ich werde meine Verfehlungen in dem Fall nicht schönreden, ich habe meinem ehemaligen Arbeitgeber Schaden zugefügt und das tut mir aufrichtig leid!", schreibt das ehemalige RTL-Gesicht. Bis zu dem Vorfall sei er ein "engagierter leidenschaftlicher Journalist und Mensch" gewesen, so Gajda. "Und [ich] bin es noch immer."
RTL hat derweil gegenüber dem "Spiegel" bestätigt, nun auch rund hundert weitere Beiträge von Maurice Gajda überprüfen zu wollen. Das werde "einige Zeit" in Anspruch nehmen, so der Sender gegenüber dem Nachrichtenmagazin. Nicht sonderlich überraschend kommt außerdem die Ankündigung von RTL, fünf weitere Beiträge, die Gajda im Rahmen seiner Vietnamreise schon gefilmt hatte, nicht senden zu wollen. Bei der entsprechenden Reise war auch der Trong-Beitrag für "Explosiv Weekend" entstanden. RTL kündigte gegenüber dem "Spiegel" nun auch an, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schulungen darüber aufklären zu wollen, "wie man tatsächlich existierende Posts, Tweets und Links recherchiert und ordnungsgemäß archiviert".