Das ZDF sieht sich für die Digitalisierung "klug aufgestellt", wie ZDF-Intendant Markus Schächter auf der Jahrespressekonferenz des Senders am Montag in Hamburg sagte. In der gegenwärtigen Entwicklung sehe das ZDF ausdrücklich kein Bedrohnungsszenario, sondern gerade für einen Sender wie das ZDF, das sich traditionell schwer tue, Jüngere anzusprechen, eine Chance. So sehe sich das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender als "Leuchtturm in der Flut der Programme".
Doch nicht nur mit dem herkömmlichen, linearen Programm sieht sich das ZDF gut für kommende Herausforderungen gerüstet, auch die neuen Techniken will der Mainzer Sender mit eigenen Angeboten besetzen. So wolle man pünktlich zur Funkausstellung im Herbst ein "breites Konzept eines ZDF-Abruffernsehens" vorstellen, also ein Video-on-Demand-Angebot. Schächter äußerte den Anspruch, in diesem Punkt "der führende Sender in Europa" zu sein.
Bereits bisher hat das ZDF mit seiner "Mediathek" ein beachtliches Abruf-Angebot im Netz. Viele eigene Sendungen wie etwa Dokumentationen, Magazine oder Nachrichtensendungen können dort zu jeder beliebigen Zeit abgerufen werden - und das kostenfrei. Dieses Angebot will das ZDF deutlich ausbauen. Erfreulich: Auch weiter soll es kostenlos bleiben. "Wir sehen im Abruffernsehen kein Geschäftsmodell, sondern 'Public Service'", so Schächter. Man wolle den Fundus des ZDF der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, die diesen ja auch bezahlt habe, so der ZDF-Intendant.
Er glaube allerdings nicht, dass die On-Demand-Angebote das herkömmliche Fernsehen ersetzen werde, so das ZDF. Allerdings wolle das ZDF der deutsche Sender sein, der das, was den Mehrwert des Digitalfernsehens ausmache, am besten ausschöpft - und das sei die "Zeitsouveränität", die mit den Abruf-Angeboten möglich werde. Zusätzlich zu dem Abrufportal plane das ZDF auch ein kostenloses Schulportal, über das Lehrer und Schüler Beiträge und Sendungen abrufen und nachrecherchieren können sollen. Auch bislang habe man Lehreren und Schülern derartiges angeboten - allerdings immer auf Kassette oder DVD und jeweils aufwändig für einzelne Anfragen. Mit den neuen technischen Möglichkeiten habe man nun eine sehr viel bessere Möglichkeiten, derartiges zu realisieren.
Während das ZDF also künftig auf Abruffernsehen via Internet setzt, werden die hauseigenen drei Digitalkanäle eher stiefmütterlich behandelt. Dass derzeit dort viele Wiederholungen in Dauerschleife laufen würden, liege an der Problematik eines Ein-Kanal-Senders, der schlicht weniger Masse an Programm habe als etwa die ARD. Und auch für die nähere Zukunft sind da wohl keine Änderungen zu erwarten: "Jetzt in einen Digitalkanal zu investieren, der von 0,0135 Prozent gesehen werden kann, wäre ein Aberwitz." Bis zum Sommer wolle man dem Fernsehrat jedoch ein neues Konzept für die drei Kanäle geben, die auch alle drei erhalten bleiben sollen. Auch der Theaterkanal, "wo wir wissen, wir können manchmal eher besser Kassetten verschicken", um die gleiche Zuschauerzahl billiger zu erreichen, wie es Schächter ausdrückte.