Diese Revolution kam nicht über Nacht, sondern viel mehr schleichend daher. Seit vergangener Woche sind Audio- und Video-Inhalte von RTL+ schon über eine gemeinsame Website nutzbar, seit dem Wochenende wird auch ein Update für die RTL+-App ausgerollt, ist im Apple App-Store schon verfügbar. Damit löst RTL Deutschland das Versprechen ein, das man 2021 gegeben hatte. Aus dem Video-Streamingdienst RTL+ solle eine App für alle Mediengattungen werden.
„One App, All Media“ war das immer wieder propagierte Motto, an dem im vergangenen Jahr zwischenzeitlich Zweifel aufkamen als die Audio-Inhalte in einer separaten App gelauncht wurden - und von den G+J-Magazinen jede Spur fehlte. Es folgte, auch aufgrund unglücklicher Aussagen von Dreifach-CEO Thomas Rabe, etwas Verwirrung darüber, ob „One App, All Media“ bzw. das zwischenzeitlich Multipurpose-App genannte Projekt noch weiterverfolgt wird - oder nicht.
Jetzt liegt die Antwort vor. Nicht nur in einem Abo, sondern nun auch in ein und derselben App bündelt RTL+ künftig Audio- und Video-Inhalte. Und auch die Magazine von Gruner+Jahr klopfen inzwischen an: Inhalte der Gruner + Jahr-Titel „Brigitte“, „Gala“, „Schöner Wohnen“, „Häuser“, „Couch“, „Geolino“ und „Geolino Mini“ sind in der Webversion von RTL+ - allerdings überraschend schlicht aufbereitet - bereits verfügbar und im Premium-, Max sowie Family-Abo ohne Aufpreis inklusive.
In der gerade aktualisierten RTL+-App werden sie nach dem Launch „sukzessive nachgezogen“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage von DWDL.de. Perspektivisch werde man auch die aktuellsten Magazinausgaben von „Stern“, „Geo“ und „Capital“ auf RTL+ anbieten und das gerade neu entstehende Stern+ sinnvoll mit RTL+ verknüpfen. Diese Erweiterung von RTL+ wird dann allerdings Abonnentinnen und Abonnenten der teureren Max- sowie Family-Tarife vorbehalten sein.
Multimedia statt Multipurpose: Hauptsache geliefert
Serien-Offensive, NFL, Hörbücher und G+J
Im Zuge des Launchs der aktualisierten App gibt RTL+ auch einen Ausblick auf Inhalte der nächsten Monate: Neben der Ergänzung der G+J-Magazine kommen bis zum Jahresende einige neue Serien: „Club Las Piranjas“ mit Hape Kerkeling, die Thriller-Serie „Die Quellen des Bösen“ mit Fahri Yardim, die beim Filmfest München erstmals gezeigte Serie „Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“, der Spielfilm „Entführt – 14 Tage Überleben“ und die Neuauflage eines Kults mit „Neue Geschichten vom Pumuckl“. Im Realitybereich stehen neue Staffeln der Datingshows „Are you the One?“ und „Princess Charming“ an, der RTL-Neustart „Die Verräter“ und die neue Staffel „Das Sommerhaus der Stars“ werden vor der TV-Ausstrahlung auf RTL+ abrufbar sein.
Beim Sport sind UEFA Europa League, UEFA Europa Conference League sowie erstmals auch Spiele der NFL im Programm von RTL+. Im Podcast-Bereich kehrt Ende August der Bushido-Podcast „Im Bett mit Anna-Maria und Anis Ferchichi” aus der Sommerpause zurück. Zuwachs gibt es im Hörbuch-Bereich: Neben vielen Neuerscheinungen aus den Herbstprogrammen der vertretenen Verlage gibt es zum Serienstart ein Hörbuch zu „Club Las Piranjas“. Und dann noch etwas Neues: Durch Einlösen eines im RTL+-Abo enthaltenen Credits sollen Abonnentinnen und Abonnenten im Herbst außerdem exklusiv auf die im Herbst verfügbaren Hörbücher „Hallo New York“ und „Lux“ aus dem Katalog der Penguin Random House Verlagsgruppe zugreifen können.
Ein Anfang, der dem deutschen Wettbewerb voraus ist
Die Gesellschaft für deutsche Sprache kürte es 1995 zum Wort des Jahres, 28 Jahre später erlebt Multimedia ein Comeback bei RTL+. Für Bertelsmann bzw. RTL Deutschland ist es das Einlösen eines Versprechens. Wie zentral dabei allerdings die Rolle der Magazin-Inhalte für die Multimedia-Strategie von RTL+ sein werden, bleibt noch abzuwarten. Die derzeitige Veröffentlichung einzelner Artikel der Magazine als reiner Fließtext bleibt dann doch ein Stück weit hinter den Erwartungen zurück, aber man könnte auch sagen: Ein Anfang ist gemacht.
Mit seinem Multimedia-Angebot in einer App sowie der Vielfalt und Vielzahl an Eigenproduktionen wirkt die Positionierung von RTL+ im Wettbewerb jedenfalls weitaus offensiver und derzeit schlüssiger als bei Joyn. Dort will man nun zwar jetzt erklärtermaßen aufholen und mehr investieren. Im Kern aber versucht es ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets nochmal mit der gleichen Strategie wie seine Vorgänger und hofft mit einer wiederholten Einladung an die Branche, doch noch die Plattform für alle zu werden. Das jetzt vorgelegte Update von RTL+ macht aber deutlich: Das ist unwahrscheinlich. RTL Deutschland will es selbst wissen.