Nach ProSiebenSat.1 in der vergangenen Woche war nun also die RTL Group an der Reihe, ihre Geschäftszahlen für das 2. Quartal und mithin das erste Halbjahr 2023 vorzulegen - und hier wie da sehen die Zahlen nicht gut aus, auch wenn bei der RTL Group der Umsatzrückgang nicht ganz so drastisch ausfiel. So sank der Gesamtumsatz der RTL Group in den ersten sechs Monaten des Jahres um 5,1 Prozent auf 3,109 Milliarden Euro, wobei der organische Rückgang 4,3 Prozent entsprach.

Schuld daran ist vor allem der weiterhin schwächelnde Werbemarkt. Der TV-Werbeumsatz der gesamten Gruppe sank im ersten Halbjahr demnach um 12,5 Prozent auf 1,187 Milliarden Euro, verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019 - also vor den Corona-Auswirkungen - war es sogar ein Rückgang um 15,5 Prozent. Besonders stark fiel der Rückgang dabei in Deutschland aus. Das Adjusted EBITA, also der bereinigte Umsatz vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, halbierte sich in der Folge auf 250 Millionen Euro, unterm Strich blieben noch 132 Millionen Euro als Konzernergebnis nach 304 Millionen Euro im 1. Halbjahr des vergangenen Jahres.

Während die schwachen Zahlen fürs 1. Halbjahr zu erwarten waren, blickte die Branche um so gespannter auf die Erwartungen für die zweite Jahreshälfte. Während ProSiebenSat.1-Boss Bert Habets in der vergangenen Woche einräumte, dass auch über den Sommer die Werbeeinnahmen seines Konzerns weiter rückläufig waren, heißt es bei der RTL Group nun, dass die TV-Werbeumsätze in Deutschland im Juni und Juli im Vergleich zum Vormonat "weitgehend stabil" geblieben seien. Die Rede ist von "ersten Anzeichen einer Stabilisierung der Werbemärkte".

Allerdings sind die Sommermonate per se eher umsatzschwach, viel wichtiger ist also, wie die Entwicklung im Herbst und insbesondere im letzten Quartal verläuft. Hier klingt RTL-Boss Thomas Rabe inzwischen weniger euphorisch: Man erwarte nun nur noch ein "leichtes Wachstum" der Werbeumsätze, das allerdings schon daher rührt, dass das zweite Halbjahr 2022 unter anderem aufgrund der Ende des Jahres ausgetragenen WM in Katar für die Privatsender nicht gut lief. Auf einen ähnlichen Effekt hatte auch schon die Konkurrenz aus Unterföhring hingewiesen. Generell seien die Auswirkungen des makroökonomischen und geopolitischen Umfelds aufs Geschäft der RTL Group aber "weiterhin schwer vorhersehbar".

Während ProSiebenSat.1 trotzdem an seinem Ausblick fürs Gesamtjahr festgehalten hatte, senkte die RTL Group nun ihre Prognose ab. So erwartet man in diesem Jahr einen Umsatzrückgang auf etwa 7 Milliarden Euro. Bislang war man von 7,3 bis 7,4 Milliarden und somit einem leichen Wachstum im Vergleich zu 2022 ausgegangen, als 7,224 Milliarden Euro umgesetzt worden waren. Beim Adjusted EBITA geht man nun von rund 950 Millionen Euro aus, die bisherige Prognose lag bei 1,0 bis 1,05 Milliarden, der Vorjahreswert bei 1,083 Milliarden Euro.

Mehr Freude als das TV-Werbegeschäft macht den Verantwortlichen bei RTL der Blick auf die Entwicklung der Streaming-Aktivitäten - die allerdings vorerst weiterhin ein Zuschussgeschäft bleiben. In diesem Jahr erwartet man "Streaming-Anlaufverluste" von 200 Millionen Euro. Doch insgesamt zählt die RTL Group über alle Länder hinweg nun 6,041 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, darunter 4,489 Millionen für RTL+ in Deutschland. In den vergangenen drei Monaten kamen somit 100.000 weitere zahlende Kundinnen und Kunden dazu - was weiterhin vor allem an der Bündelung von RTL+ Premium mit Magenta TV liegt. Eine gute Nachricht auch: Die im März 2023 schrittweise umgesetzten Preiserhöhungen für RTL+ hätten bislang nicht zu nennenswerten Abo-Kündigungen geführt und werden dementsprechend den durchschnittlichen Umsatz pro Kunde in der Zukunft erhöhen.

Der Streaming-Umsatz von RTL+ und Videoland stieg um 16,9 Prozent auf 152 Millionen Euro. Die Profitabilität im Streaming-Geschäft soll aber erst 2026 erreicht sein, dann rechnet man konzernweit mit zehn Millionen Abos, in Streaming-Inhalte will man mit jährlich insgesamt 600 Millionen Euro dann doppelt so viel investieren wie aktuell. Die Wachstumsziele bleiben hier also unverändert - ähnlich wie bei Fremantle, wo man den Umsatz bis 2025 auf 3,0 Milliarden Euro steigen lassen will.

Doch das ist noch Zukunftsmusik, aktuell gilt es, durch die jetzige Krise des Werbemarktes zu navigieren. Bei RTL betont man, dass man trotz der Rückgänge im Werbegeschäft in Investitionen in TV- und Streaming-Inhalte im ersten Halbjahr nicht gekürzt habe, sie beliefen sich auf insgesamt 1,1 Milliarden Euro. "Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Investitionen über den Konjunktur-Zyklus hinweg unsere Wettbewerbspositionen weiter gestärkt haben, wenn sich die Werbemärkte erholen", so Konzernchef Rabe. Investieren will er dabei auch in KI-Technologie: "Technologie spielt eine Schlüsselrolle in unserer Transformation, und wir sehen große Chancen durch Künstliche Intelligenz, insbesondere zur Effizienzsteigerung und zur Generierung von Inhalten. Schon heute setzen wir KI in großem Umfang bei der Werbeplanung ein und haben damit begonnen, die Erstellung von Inhalten mit generativer KI zu unterstützen." Doch das Hype-Thema KI hin oder her: Maßgeblich wird in den kommenden Monaten auch für RTL vor allem sein, ob die Konjunktur und mit ihr der Werbemarkt wieder anzieht. Inzwischen liegen die Hoffnungen hier auf 2024.

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